Actien-Bauverein"Königstadt"

 

 

 

Die Gesellschaft:

 

Von den in Aussicht genommenen 5.000 Aktien (1 Mio. Thaler) konnten nur wenige hundert Stück überhaupt wirklich platziert werden.

 

Die Gesellschaft wurde 1872 durch die Preussische Kreditanstalt gegründet, um ein vor dem Schönhauser Thore gelegenes Areal (die Königstadt) für 1 Mio. Thaler zu erwerben. Auf Druck der Mutterbank musste im selben Jahr eine Fusion mit der Preussischen Baubank eingegangen werden, deren Geschäfte nur verlustbringender Natur waren. Auf diese Weise ist der Bauverein in erhebliche Bedrängnis gebracht worden, die dazu führten, dass die Gesellschaft bereits 1880 wieder liquidiert worden ist.

 

Initiatoren dieser Gründung waren u.a. Dr. jur. Emil Lehmann, Berlin, der auf dieser Aktie für die Direktion in Faksimile zeichnete. Als Aufsichtsrat zeichnete in Faksimile Georg Beer, welcher zu jener Zeit bei diversen Gründungen mitbeteiligt war, so u.a. bei dem

Actien-Bauverein Passage (Link), bei der

Birkenwerder Gesellschaft für Baumaterial (Link), der

Glasfabrik Albertinenhütte, der

Berliner Zuckersiederei u.a.m.

 

Es handelt sich letztlich doch nur um eine weitere typische Gründerspekulation (Link), die in erster Linie den Zweck hatte, Aktienkapital einzusammeln. Allerdings gab es zumindest in geringem Umfang Aktivitäten – im Gebiet der heutigen Belforter Straße (bereits außerhalb der damaligen Königstadt, Link zu Goggle Maps) verkaufte die Gesellschaft baureif gemachte Parzellen zumeist an Bauhandwerker, die ihrerseits die Häuser nach Fertigstellung sogleich wieder veräußerten. Bei diesen Gebäuden handelte es sich oft um die bekannt-berüchtigten Berliner Mietskasernen mit mehreren Hinterhöfen.

 

Die Verwaltung der Immobilien sollte die Actien-Gesellschaft für Verwerthung von Grundeigenthum (Link) übernehmen.

 

Die Aktionäre sahen an Dividenden insgesamt nur 14%, gezahlt aus der Substanz. Der Kurs der Aktie verlor sich bald darauf im luftleeren Raum.

 

Die Gesellschaft wurde zwar schon seit 1880 als aufgelöst geführt, aber de facto dauerte die Liquidation bis in die zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts. In den damaligen Aktienhandbüchern findet sich aber kein Hinweis mehr auf die Gesellschaft.

 

Die Lage der Königstadt

Literatur- und Quellennachweis:

 

Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.);

Ernst & Sohn, Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH, Berlin, 1995

Stadt Haus Wohnung – Wohnungsbau der 90er Jahre in Berlin, Seite 70

 

Zehrfeld, Axel G.;

Berliner Terraingesellschaften