1872 Allgemeine Häuserbau-Actien-Gesellschaft
1924 Allgemeine Häusberau-Actien-Gesellschaft von 1872
1926 Allgemeine Häuserbau-AG von 1872 - Adolf Sommerfeld
1933 Allgemeine Häuserbau AG
1937 "Ahag" Allgemeine Häuser- und Industriebau-AG
1945 Bau- und Holzindustrie Verwaltungs-AG
Die Gesellschaft
Im Laufe der Jahre wechselte der Name der Gesellschaft recht häufig:
1872 Allgemeine Häuserbau-Actien-Gesellschaft in Berlin
1924 Allgemeine Häuserbau-Actien-Gesellschaft von 1872
1926 Allgemeine Häuserbau AG von 1872 - Adolf Sommerfeld
1933 Allgemeine Häuserbau Actien-Gesellschaft
1937 "Ahag" Allgemeine Häuser- und Industriebau-AG
1945 Bau- und Holzindustrie Verwaltungs-Aktiengesellschaft
Die Gründung der Gesellschaft erfolgte am 29.02.1872 mit einem Grundkapital von 600.000 Mark; der Zweck war
Ursprünglich: Erwerb, Bebauung, Verkauf und Ausnutzung von Grundstücken
und 1943: die Errichtung von Bauten aller Art, insbesondere von Industrie- und Siedlungsbauten im eigenen und fremden Namen, der Erwerb von Grundstücken und deren Verwertung, insbesondere durch Verkauf im Ganzen oder in Teilen, die Aufnahme und Gewährung von Darlehen, Hypotheken und Grundschulden sowie allgemein die Unternehmung von Gewerbebetrieben und die Vornahme damit zusammenhängender Handelsgeschäfte aller Art. Die Gesellschaft konnte zur Erreichung dieser Zwecke andere industrielle oder Handelsunternehmungen erwerben, errichten oder sich an ihnen beteiligen. Die Gesellschaft war befugt, Interessengemeinschaftsverträge und sonstige Verträge über die Gewinnverteilung mit anderen Gesellschaften abzuschließen.
Tätigkeitsgebiete: Ausführung von Industrie- und Wohnungsbau, Eisenbetonarbeiten, weitgespannte Hallen (in Holz oder Eisenbeton), Großtischlerei, Großzimmerei, Aufschließung von Baugelände, Finanzierungen.
In den 1870er und 1880er Jahren bebaute man verschiedene Grundstücke im Wedding, Prenzlauer Berg und am Schöneberger Ufer, alle auf eigene Rechnung zwecks späterer Veräußerung. Um die Jahrhundertwende waren fast alle Grundstücke verkauft, man verlegte sich auf das Konsortialgeschäft. Die Gesellschaft beteiligte sich bis 1904 an einem Schöneberger Projekt, danach an Terraingesellschaften, so an
- der Berlin-Boxhagener Bodengesellschaft m.b.H.,
- der Terrain-Gesellschaft Berlin-Reinickendorf Waldstraße m.b.H. (1910) und an
- der Neue Berliner Grundstücks-Aktiengesellschaft (Link).
Das Geschäft wurde mehr und mehr durch Auftragsbauten für Rechnung Dritter dominiert.
Auch diese Gesellschaft steckte nach dem ersten Weltkrieg tief in den roten Zahlen, so dass 1920 ein Kapitalschnitt mit anschließender Kapitalerhöhung vorgenommen werden musste. 1922 wurde ein 38,3 ha großes Areal am Fischtal (südlich der Argentinischen Allee) gekauft, auf dem dreigeschossige Wohnbauten errichtet wurden.
1923 wurde ein Jahr der Konsolidierung: die Gesellschaft übernahm das ursprünglich zur Hälfte gehaltene Konsortialgeschäft Reinickendorf ganz und schloss mit der
- Terraingesellschaft Zehlendorf-West im Verbund mit der
- Terraingesellschaft am neuen Botanischen Garten; später
- Haus und Heim Wohnungsbau-Aktiengesellschaft (Link)
eine Interessengemeinschaft.
Die Gesellschaft engagierte sich auch im Hochbau und hat speziell bei Holzkonstruktionen Aktivitäten entwickelte. Diese entstanden vor allem durch die Übernahme der Firma Adolf Sommerfeld in Berlin und Dragemühl im Jahre 1926 und der damit verbundenen Änderung des Firmennamens, Herr A. Sommerfeld wurde General-Direktor der Gesellschaft.
Zu diesem Zeitpunkt besaß die Firma ein zusammenhängendes, bevorzugtes Bauland von 2.000.000 m² im Südwesten Berlins.
1927 beteiligte man sich an der Siedlungsgemeinschaft Klein-Machnow mbH.
1927/1928 war die Gesellschaft im staatlichen Wohnungsbau beschäftigt. Unmittelbar angrenzend an die Potsdamer Stammbahn im Westen Groß-Berlins sicherte sich die Gesellschaft das Baurecht für ein 1 Mio. m² großes Gelände.
1929 wurde die Großsiedlung in Bad Dürrenberg (westlich von Leipzig) fertiggestellt.
Für das Zehlendorfer Schnellbahnbau-Konsortium hat die Gesellschaft 1928 / 1929 die Untergrundbahnstrecke Thielplatz – Zehlendorf West (oberirdisch, in einem Trog) mit den drei U-Bahnhöfen
- Oskar-Helene-Heim,
- Onkel-Toms-Hütte und
- Krumme Lanke weitergeführt.
Die Grundstücke wurden von der Ahag zur Verfügung gestellt. Durch die U-Bahnanschlüsse stiegen natürlich die Verwertungs-möglichkeiten der verbliebenen Grundstücksflächen ... aber man stelle sich vor, wie lange heute der Bau einer U-Bahn mit drei Bahnhöfen gedauert hätte. Das Märkische Viertel hat seit den 1970er Jahren immer noch keine U-Bahn. Allerdings spricht man jetzt im Jahr 2022 mal wieder davon.
Im Laufe des Jahres 1931 realisiert die Gesellschaft den Bau der neuen
- Ladenstraßen zu beiden Seiten des U-Bahnhofes Onkel-Toms- Hütte (Link).
Bis 1930 entstanden 400 Einfamilienhäuser in der Siedlung Onkel-Toms- Hütte, weitere Häuser in der Umgebung und mehr als 1.500 Wohnungen in Zwei- und Mehrfamilienhäusern für die GEHAG (Link).
Nichtsdestotrotz stand die Ahag 1932 wieder einmal vor einem Kapitalschnitt, um die chronische Unterbilanz auszugleichen.
Im Frühjahr 1933 wurde Alfred Sommerfeld in seinem Haus von SA-Leute überfallen; er flüchtete nach Frankreich. Die Gesellschaft bekam eine neue Leitung. Daraufhin wurde 1933 auch die Börsennotiz eingestellt. Im Zuge der nationalsozialistischen Gleichschaltung wurde 1933 mit der „Allgemeinen Häuserbau“ im Zentrum der „Ahag“-Konzern geschaffen, in dem sie 1937 auch endgültig aufging.
1936 wurde mit Herrn Sommerfeld ein Auseinandersetzungsvertrag geschlossen. Allerdings war dieser in der Zwischenzeit nach Palästina emigriert, hatte aber ganz sicher in Berlin einen Bevollmächtigten, der dessen Interessen umfassend und ausschließlich in seinem Sinne wahrnehmen konnte.
Im Jahr 1943 wurde das Bürogebäude „durch höhere Gewalt“ mit einem großen Teil der Bücher und Schriften vernichtet; der Gewinn für das Jahr 1942 konnte nur auf Grund der noch vorhandenen Unterlagen ermittelt werden. Die Gesellschaft zog jetzt zu der Haus und Heim AG, die ja auch zum Ahag-Konzern gehörte, in den weitgehend bombensicheren Grunewald in die Winklerstraße 16 -18
Die Gesellschaft besaß noch Bauterrains in einer Größe von immerhin 812.437 m², wovon 161.663 m² bebaut waren, in
- Berlin-Zehlendorf = 12.511 m² sowie zwei bebaute Villengrundstücke
- Berlin-Reinickendorf = 14.781 m²
Grüner Weg (heute: Mittelbruchzeilee) / Kremmener Eisenbahn / Kopenhagener Straße mit 196 Wohnungen
(die genaue Lage läßt sich nicht feststellen)
- Berlin-Tegel, Bernauer Straße = 19.924 m² mit 246 Wohnungen in
31 Häusern
sowie in Schneidemühl (im damaligen Pommern, direkt an der polnischen Grenze) und außerdem in Podejuch, Deutsch-Krone, Woldenberg, Iserlohn, Ludwigsburg, Kornwestheim und Flensburg
Beteiligungen 1943:
- Fea-Werke GmbH, Schneidemühle
- Ostbau Gesellschaft für Eisenbeton- und Tiefbau mbH, Berlin
- Siedlungs-Gesellschaft mbH Klein-Machnow, Berlin
- Haus und Heim Wohnungsbau-AG, Berlin – 48,6 %
1950 Berliner Wertpapierbereinigung.
Die Gesellschaft ging schließlich am 18.12.1952 als
Bau- und Holzindustrie Verwaltungs AG (seit 1945)
nach einem gescheiterten Vergleich in Anschlusskonkurs; sie wurde im April 1957 von Amts wegen gelöscht.
Literatur- und Quellennachweis:
Bogon, Winfried
(digitaler Reprint November 2005, 2008 - Verlag für digitale Publikationen)
Handbuch der Deutschen Aktiengesellschaften, 1914/15 + 1925 + 1932 + 1943
Landesarchiv Berlin und Beuth Hochschule
HistoMap Berlin, histomapberlin.de
Peus, Dr. Busso (Hrsg.)
Der Reichsbankschatz, Auktionskataloge Nr. 1 bis 5 aus 2003, 2004/2005, 2006, 2008
Schäche, Wolfgang (Hrsg.)
Gebr. Mann Verlag, Berlin
75 Jahre GEHAG – 1924-1999
Siebert, Karl
Wo bin ich geblieben? (aus 1963, gemeint sind Gesellschaften)