Casino-Gesellschaft Grunewald GmbH zu Berlin-Grunewald
LTTC "Rot-Weiß" e. V.
Der Verein
Im Zusammenhang mit dem Ausbau des Kurfürstendamms zum Prachtboulevard entstand seit 1889 an seinem westlichen Ende die Villenkolonie Grunewald. Aufgrund persönlicher Fürsprache des Reichskanzlers Bismarck verkaufte der preußische Fiskus 234 ha Waldgebiet an ein Bankenkonsortium, das im Gegenzug den Ausbau des Kurfürstendammes finanzierte. In der Kolonie Grunewald, seit 1899 selbständige Landgemeinde und ab 1920 im Bezirk Wilmersdorf Teil von Groß-Berlin, ließen sich Bankiers, Unternehmer, Professoren, Künstler und Schriftsteller nieder, u.a. Walther Rathenau, Max Planck, die Familie Bonhoeffer, Gerhard Hauptmann, Franz und Robert Mendelssohn, die Brüder Ullstein, Lion Feuchtwanger u.v.m.
Dieses Publikum suchte adäquate sportliche Betätigung: Bereits am 28.4.1897 wurde als Zusammenschluss der Spielvereinigungen Königgrätzer und Lutherstraße der Lawn-Tennis-Turnier-Club e.V. gegründet, heute der LTTC Rot-Weiß, der zunächst einen Platz Nähe Nollendorfstraße bespielte. An der Gustav-Freytag-Straße, an deren Anfang auch die Botschaft der Tschechoslowakei residierte, erwarb der Club Ende des 19. Jh. nach Fürsprache der Prinzessin Louise Sophie von Preußen vom Forstamt für 750.000 M die Grundstücke Nr. 47-55 und baute hier eine neue Tennisanlage. 1907 wurden hier die ersten Deutschen Meisterschaften ausgetragen.
1922 wurde, finanziert durch eine Anleihe von einer eigenen Zweckgesellschaft, ein repräsentatives Clubhaus erbaut. Die Anleihe von 2,5 Mio. M war auf dem Grundstück des Casinos und auf den Grundstücken des LTTC Rot-Weiß hypothekarisch abgesichert, was sich allerdings bald als gegenstandslos erwies: In der Hyper-Inflation 1923/24 wurde die Anleihe völlig entwertet, der Club war seine Schulden auf wundersame Weise nach kaum mehr als einem Jahr los. Von den 20 Zinsscheinen wurde auch nur der 2. Schein per 01.10.2022 eingelöst.
Anfang der 1960er Jahren war ich dort regelmäßig als Balljunge be-schäftigt – für 1,00 DM / Stunde, ein tolles Taschengeld. 1996 erhielten die Anlagen des LTTC Rot-Weiß mit 20 Mio. DM aus Lottomitteln ausfahrbare zusätzliche Tribünen, um die German Open hier zu halten. Promi-nentestes Mitglied des LTTC Rot-Weiß ist seit 1984 Steffi Graf. Die Hauptplatz auf der Anlage heißt jetzt Steffi-Graf-Stadion (Link).
Literatur- und Quellennachweis:
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Bogon, Winfried
(digitaler Reprint November 2005, 2008 - Verlag für digitale Publikationen)
Handbuch der Deutschen Aktiengesellschaften, 1914/15 + 1925 + 1932 + 1943
235
Landesarchiv Berlin und Beuth Hochschule
HistoMap Berlin, histomapberlin.de