Königstadt Aktien-Gesellschaft für Grundstücke und Industrie in Berlin

 

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Die Gesellschaft

 

Die Gesellschaft wurde im Jahre 1871 als Brauerei Königstadt AG mit einem Kapital von 0,8 Mio. Thalern gegründet. Im Jahre 1920 übernahm sie die Deutsche Bierbrauerei AG in Pichelsdorf. Nach Übertragung und Verkauf des Brauereibetriebes an die Berliner Kindl-Brauerei AG (Link) änderte sie ihren Namen. Die Gesellschaft behielt eine umfängliche Beteiligung an der Bierbrauerei.

 

1921/22 wurde das Fabrikanwesen auf dem Grundstück Schönhauser Allee an die JUHAG (Link) verkauft, teilweise gegen Gewährung von Aktien dieses Unternehmens. Die Aktien der JUHAG wurden kurz danach zum Teil wieder verkauft.

 

Seit 1925 wurden in erster Linie eigene Immobilien verwaltet. Der Zweck war jetzt die Verwaltung, der Erwerb sowie die Veräußerung von Grundstücken und Beteiligung an industriellen Unternehmen jeder Art.

 

In der Bilanz 1943/44 wurde der folgende Grundbesitz mit einer eine Größe von immerhin 51.476 qm ausgewiesen:

 

1. Grundstücke Berlin, Schönhauser Allee 10/11. Größe: 5064 qm, bebaut 2633 qm. Anlagen: Die auf den Grundstücken befindlichen Läden sind vermietet. Der im ersten Stockwerk dieses Grundstückes liegende Saal ist an die Universum Film A.-G., Berlin, verpachtet.

2. Grundstück Berlin-Charlottenburg, Schillerstraße 12/13 und 14/15, Größe von 4010 qm, davon 2450 qm bebaut.

3. Alexanderstraße 44               Größe 663 qm, bebaut 494 qm

4. Alexanderstraße 46               Größe 640 qm, bebaut 477 qm

5. Alexanderstraße 48               Größe 735 qm, bebaut 545 qm

6. Friedrichstraße 22                 Größe 644 qm, bebaut 644 qm

7. Grolmanstraße 37                 Größe 942 qm, bebaut 600 qm

8. Köpenicker Straße 105/106   Größe 1516 m²,bebaut 972 qm

9. Lietzenburger Straße 33        Größe 1034 m²,bebaut 807 qm

10. Schaperstraße 6                  Größe 694 qm

11. Schicklerstraße 2                 Größe 480 qm, bebaut 352 qm

12. Reichsstraße 100                Größe 1642 m²,bebaut 504 qm

13. Bornemannstraße 9             Größe 818 qm

14. Dresselstraße 3 bebaut       Größe 920 qm, bebaut 855 qm

Zusätzlich gehörten der Gesellschaft Grundstücke in Oranienburg im Norden Berlins mit einer Größe von 30.674 qm.

 

Großaktionär war zu dieser Zeit Dr. Alfred Lottberg.

 

1965 wurde die Aktiengesellschaft in eine GmbH umgewandelt.

 

Brauerei, später Gewerbestandort

 

Von 1851 bis 1921 verließen Hunderttausende von Hektolitern untergärigen »bairischen« Bieres den Hof des Brauhauses an der Schönhauser Allee. Nach der Aufgabe der Produktion wurden die Gebäude und die Kelleranlagen als Gewerbestandort genutzt - für den Kraftfahrzeugbau und als Premierenkino in den 1920er Jahren, als Waffenschmiede der Telefunken AG während des Zweiten Weltkriegs, für den VEB Reform Möbelproduktion, das SED-Zentralorgan Neues Deutschland und eine Champignonzucht zu DDR-Zeiten. 2003 gelang es den ansässigen Gewerbetreibenden, den Produktionsbereich der ehemaligen Brauerei als Genossenschaft zu erwerben, um den Standort zu sichern und nach eigenen Vorstellungen zu gestalten.

 

Berichte anlässlich des Jubiläums der Gesellschaft im Jahre 1996

 

Am 24.05.1996 feierte die „Königstadt“ ihr 125jähriges Jubiläum. Zugleich wird damit auch ein anderer Jahrestag begangen. Vor 75 Jahren – 50 Jahre nach seiner Gründung – gab das Unternehmen den seine Tradition begründenden Geschäftsbereich auf. Am 30.05.1912 beschloss die „Königstadt“ den Verkauf ihrer Braurechte an die Berliner-Kindl Brauerei AG und ist seitdem als Grundstücks- und Vermögensverwaltungs-gesellschaft tätig.

 

Als Brauerei hat die Geschichte der Gesellschaft am 24.05.1871 begonnen. Die neu gegründete Brauerei Königstadt-AG in Berlin erwarb eine bereits 20 Jahre bestehende Brauerei an der Schönhauser Allee Ecke Saarbrücker Straße. Der Stadtteil Königstadt, heute ein Teil von Prenzlauer Berg, in dem sich die Braustätte befand, gab der Gesellschaft den Namen. Das Unternehmen eroberte sich schnell einen bedeutenden Marktanteil und gehörte alsbald zu einer der führenden Berliner Brauereien. Der Erste Weltkrieg setzte dem Erfolg ein jähes Ende. Die Rationierung der Rohstoffe erlaubte keine rentable Produktion mehr. Auf Initiative des damaligen Mehrheitsaktionärs, dem Bankhaus Arnold, wurde im April 1912 der Verkauf an die Kindl-Brauerei, an der das Bankhaus ebenfalls beteiligt war, beschlossen.

 

Der Brauereibetrieb wurde stillgelegt, die Grundstücke verblieben jedoch im Besitz der Gesellschaft, deren neuer Zweck fortan in Grundstücks-geschäften und Industriebeteiligungen sowie Kretinvergabe bestand. Der Name wurde geändert in Königstadt-Aktien-Gesellschaft für Grundstücke und Industrie, und die Neuorientierung begann. Mit dem Barerlös aus dem Verkauf der Braurechte wurden weitere Immobilien erworben und das Grundstücksbeteiligungsgeschäft ausgebaut. Der alte Saalbau wurde an die UFA verpachtet, die darin 1925 mit dem UFA-Palast-Königstadt“ eines der ersten Tonfilm-Lichthäuser eröffnete. Hier befand sich zu DDR-Zeiten der vom FDJ betriebene Jugendclub "Erich Franz".

 

Des Anfangs der 1930er Jahre einsetzende Weltwirtschaftskrise zwang die Gesellschaft, einzelne beliehene Grundstücke zu übernehmen, unter anderem die heute noch im Besitz befindlichen Liegenschaften am Kurfürstendamm und an der Schillerstraße. Der zweite Weltkrieg brachte dem Unternehmen große Verluste. Zwei Drittel seiner Häuser waren am Ende des Krieges zerstört. Im Jahre 1951 erfolgte dann noch der Besitzentzug der in Ost-Deutschland und dem Ostteil Berlins befindlichen Grundstücke. Fast der gesamten Geschäftsgrundlagen beraubt, wagte das Unternehmen den Neuanfang. Es errichtete mehrere Wohn- und Geschäftshäuser in verschiedenen Bezirken West-Berlins. Das bekannteste dürfte das 1955 eingeweihte Geschäftshaus an der Ecke Kurfürstendamm 33 / Grolmannstraße sein, in dem viele Jahre die BEWAG-Lehrküche den Berlinern ein Begriff war. Kontinuierlich wurden weitere Neubauvorhaben umgesetzt und verstärkt Immobilienverwaltungen für fremde Eigentümer ausgebaut.

 

1965 erfolgte dann dem veränderten Geschäftsvolumen angepasst, die Umwandlung von der Aktiengesellschaft in eine GmbH. Die Bautätigkeit wurde fortgesetzt mit der Sanierung von Altbauten und verschiedenen Neubauten, wie der 1992 fertiggestellten Wohnanlage an der Friedrichstraße Ecke Kochstraße. Außerdem wurden noch an der Weserstraße und Weichselstraße in Friedrichshain 100 Wohnungen gebaut, in Oranienburg 72 Wohnungen und in Westend, Eschenallee 27-29 sechs Stadtvillen.

 

Heute (das war 1996) verwaltet die Gesellschaft über 100 Objekte in Berlin und Brandenburg im Wert von über 600 Millionen Mark. Ein Drittel davon ist eigener Besitz, der in den nächsten Jahren mit Bauvorhaben von über 100 Mio. DM erweitert wird, darunter auch zunehmend Gewerbebauten. Ebenfalls beteiligt ist sie an der Wiederentstehung der „Königstadt-Terrassen“ an der Schönhauser Allee 10/11, auf einem Teil des alten Stammgrundstücks, das heute unter Denkmalschutz steht.

 

Grundsatz der Königstadt bei allen Unternehmungen ist dabei stets der Interessenausgleich zwischen Eigentümern und Nutzern der Immobilien.  Bezahlbaren Mieten stehen vor überzogener Ausstattung.  Diese Philosophie wird nicht zuletzt durch den heutigen Hauptgesellschafter (die Fred und Carla Lottberg Stiftung [Link] hält 99 % der Anteile) geprägt, eine mildtätige Stiftung, die mit Gewinnen die Behandlung und Ausbildung spastisch gelähmter Kinder aus wirtschaftlich bedürftigen Familien direkt unterstützt.

 

 

Literatur- und Quellennachweis

Nrn. 03, 40, 60, 130, 205, 230, 290, 440

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