Deutsche Eisenbahnbau-Gesellschaft

 

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Otto Glaugau "Der Börsen- und Gründungsschwindel in Berlin" 1876

Noch viel kläglicher da, noch weit ärger verspeculirt hat sich die Deutsche Eisenbahn-Baugesellschaft. Nach ihrer Ansicht litt das Deutsche Eisenbahnnetz an vielen Lücken; und sie ging nun daran, diese Lücken auszufüllen. Ihre Unternehmungen waren bald so zahlreich und so mannigfach, dass das ursprüngliche Capital von 5 Millionen Thaler weitaus nicht zureichte. Man beschloss, dasselbe auf 20 Millionen zu erhöhen; aber nur noch 138.000 Thaler fanden Abnahme, und weitere 1.000.000 Thaler wurden an ein Consortium verkauft.

Im Uebrigen erzielte die Gesellschaft, nach dem letzten Geschäftsbericht, folgende Resultate:

1) Von dem Bau der Holländische-Westfälischen Eisenbahn trat sie zurück mit einem Verlust von 126.000 Thaler.

2) Das Projekt der Niederrheinische-Westfälischen Kohlenrevierbahn liess sie fallen mit einem Schaden von 145.000 Thaler.

3) Bei dem Bau der Unstrutbahn (Naumburg-Artern) verlor sie 160.000 Thaler.

4) Bei der Concession für die Lemförder-Bergheimer Bahn büsste sie ein 263.000 Thaler und wahrscheinlich auch die bestellte Caution mit 300.000 Thaler.

5 ) Das Prjoct der Berliner Südwestbahn kostete ihr 105.000 Thaler.

6 Der beabsichtige Betrieb der Touage auf der Oder, der gleichfalls verunglückte, liess ihr auf dem Halse zwei Tauer-Dampfer und ein 6 Meilen langes Drahtseil.

7) Ausserdem besitzt sie eine Menge sehr theuer erworbener Grundstücke in Berlin, Charlottenburg, Dortmund, Essen etc., die zu Buche stehen mit 11 ½ Millionen Thaler (!!) und belastet sind mit 6 ½ Millionen Thaler(!!!).

Arme betrogene Actionäre, was sagt Ihr zu dieser Speisekarte ?! – Selbstverständlich legte der Wirkliche Geheime Ober-Regierungsrath Hartwich die Direction, die er, wie damals die Blätter meldeten, mit specieller Erlaubnis des Reichskanzlers übernommen hat, nach solchen Erfolgen nieder.

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Die Deutsche Eisenbahn-Baugesellschaft vermochte die projectirte Südwestbahn nicht zu bauen, und sie musste auch auf den Bau der Berliner Stadtbahn verzichten, für welche sie eben eine Masse von Grundstücke in der theuersten Zeit erworben hatte. Auf ihr Betreiben bildeten sich zum Zwecke der „Stadtbahn“ eine besondere Actiengesellschaft mit einem Grundcapital von 16 Millionen Thaler, welcher auch die Regierung mit 7 Millionen beitrat. Von den restlichen 9 Millionen zeichneten .... und 4 Millionen die Deutsche Eisenbahn-Baugesellschaft, welcher die neue Stadtbahn-Gesellschaft jetzt einen Theil der Grundstücke in Berlin und Charlottenburg zu einem Preis, „zehn Procent unter dem Buchwerth“, abnahm; das bedeutet hier zu einem unverantwortlich hohen Preise, der den wirklichen Werth der Grundstücke vielleicht um das Doppelte übersteigt.

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Als die Vorlage an das Abgeordnetenhaus kam, stiess sie hier auf scharfen Widerspruch, und der Handelsminister gerith merklich in Verlegenheit.

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Die Vorlage habe hauptsächlich den Zweck, einer bankrotten Gesellschaft zu Hülfe zu kommen; und die Regierung setze sich dem Vorwurf aus, dass sie Geld habe für verunglückte Speculanten, aber nicht für nothleidende Arbeiter. Weil die Verbindungsbahn bestehe, sei die neu Stadtbahn gar kein Bedürfnis, und überdies erfülle sie nicht entfernt den eigentlichen Zweck, da sie kein Netz, nur eine Linie bilde. Sie werde und könne sich nie rentiren, und die sieben Millionen, welche der Staat beisteuere, seien vorweg à fonds perdus zu schreiben.

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Mit grosser Majorität, nur gegen die Stimmen der vier Opponenten, wurde die Vorlage genehmigt.



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