Société Anonyme du "Village Suisse"

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Link zur Geschichte des Dorfes mit Abbildungen aus 1900

 

 

Die Gesellschaft

 

Eine Attraktion der Weltausstellung 1900 in Paris war das Village Suisse mit einer idealisierten Darstellung eines Schweizer Dorfes nicht weit weg vom neu errichteten Eiffelturm.

 

Zur Finanzierung dieses Dorfes wurde am 10.08.1898 in Genf die Gesellschaft Société Anonyme du "Village Suisse" gegründet. Geldgeber kamen vor allem aus der Tourismusbranche.

 

In der „Village Suisse“ hießen Familien aus der Schweiz in ihren für die Ausstellung errichteten Häusern aus verschiedenen Kantonen die staunenden Pariser willkommen, um den Besuchern ihr Know-how zu präsentieren: Uhrmacherei, Schmuck, Stickerei, Webereien und natürlich Schokolade und Käse.

 

Die Kosten für die Weltausstellung betrugen 3,942 Mio. Franken; die erhofften Einnahmen beliefen sich auf 9,57 Mio. Franken – das sollte ein großartiges Geschäft für die Aktionäre werden. Man war der Überzeugung, dass jeder Besucher des künstlichen Dorfes früher oder später das Original, also die Schweiz, besuchen würde. Damit sollte ein neues Kapitel in der Tourismuswerbung aufgeschlagen werden. Die Eröffnung brachte am ersten Tag tatsächlich 35.000 Besucher. Aber je länger die Ausstellung dauerte, desto dürftiger wurden die Besucherzahlen. Schon Mitte August waren es nur noch 65.000 Besucher … in der Woche.

Von einem Gewinn war jetzt nicht mehr die Rede. Langsam dämmerte den Aktionären, dass das Kapital verschwunden, Gewinne aber nicht zu erwarten waren. Schließlich mussten die Aktionäre froh sein, wenn sie von den gezahlten 100 Franken je Aktie noch 10 oder 15 Franken zurückbekamen. Am 20.10.1900 fand in Genf im Hotel Metropole eine außerordentliche Generalversammlung statt, an der man wenigstens den Konkurs vermeiden konnte. Laut einem Zeitungsbericht machten die Aktionäre gute Miene zum bösen Spiel.

Die meisten Bauten wurden verkauft. Von einem benachbarten Riesenrad stellte man die nicht mehr gebrauchten Gondeln auf das Terrain. In diesen nisteten sich Altwarenhändler, Trödler und Antiquare ein. Noch bis zum zweiten Weltkrieg ließen sich einzelne Teile des „Village Swiss“ ausmachen. Erst 1967 kam der radikale Umbau des Areals … aber der Name blieb erhalten.

 

Heute werden in der Village Suisse in den meist neu errichteten Gebäuden Kunst, Antiquitäten usw. angeboten. Die Angebote sind schon etwas Besonderes und locken neben den Parisern auch viele Touristen an ... also los, nichts wie hin.

 

 

Gleichzeitig fanden im Jahr 1900 die Olympischen Spiele in Paris statt. Zwei derartige Ereignisse im selben Jahr in einer Stadt wären heute sicherlich nicht mehr möglich.

 

 

Prospekt der Initiatoren der Gesellschaft aus 1898

Konstruiert auf einem Terrain von mehr als 21.000 Quadratmetern, zwischen den Avenues de Suffren und De la Motte-Picquet und der Rue Dupleix und an das Champ-de-Mars anstossend, wird das Schweizerdorf eines der Wunder der Pariser Weltausstellung sein.

Die Urheber des Projektes, die Herren Ch. Henneberg und J. Allemand von Genf, haben es verstanden, auf diesem gedrängten Raum die Synthese ihres schönen Schweizerlandes zur Darstellung zu bringen. Da sind zunächst altertümliche Strassen einiger alter Städte wie Freiburg, Bern, Luzern, Zürich, Genf, Sitten, Zug und Schaffhausen, die ihren originellen Charakter des Mittelalters bewahrt haben; Häuser mit pittoresken Erkern, offenen Lauben und schwerfälligen Arkaden, bewohnt von Schweizern in den verschiedenen Landestrachten, die dem Publikum die einzelnen Hausindustrien vor Augen führen werden. Dann ein Dorf in der Ebene mit seinem Kirchlein und seiner grossen Käserei, wo dem Besucher die Käsefabrikation zur Schau gebracht wird. Ferner das Haus in Bourg-St-Pierre, in dem Napoleon Bonaparte die Nacht zubrachte, bevor er über den Grossen St. Bernhard zog (Mai 1800). Im weitern das Haus in Münf (Kanton Argau), in welchem Rachel, die grosse Tragödienspielerin, das Licht der Welt erblickte; ferner die Tellskapelle am Vierwaldstättersee.

Endlich die Alpenpartie mit ihren Chalets der Hochalpen und ihren saftig grünen Weiden, belebt von Kuhherden echter Schweizer Rassen und urwüchsigen Sennen in den Trachten ihrer Heimatsthäler.

Die ganze Szenerie sozusagen eingeschlossen von dem Panorama der Berner Alpen, Jungfrau und Interlaken, mit ihren steilen Abhängen und gewaltigen Tannen. Ein lieblicher kleiner See, in den sich ein Dorfbach ergiesst, der seinerseits von einem natürlichen Giesbache mit 100 Litern Wasser in der Sekunde gespeist wird, vervollständigt das Bild eines Schweizerdorfes.

Von der übrigen Ausstellung vollständig isoliert, wird sich der Besucher wirklich der Täuschung hingeben, in die Alpenwelt versetzt zu sein, auf einer Höhe von einigen Tausend Metern über dem Meeresspiegel, inmitten der Gletscher und des ewigen Schnees.

Und wenn er dann von dem Dorfe scheidet, wird er die Eindrücke mitnehmen, die der Anblick der so verschiedenartigen Gruppierungen des Schweizerlandes in ihm hervorgebracht hat.