Neue freie Volksbühne Eingetragener Verein zu Berlin
Volksbühne E. V.
Emission aus 1918
Emission vom 01. Jan. 1921
Der Volksbühnenverein
Der Volksbühnenverein musste anscheinend einen großen Finanzbedarf für die Errichtung von Spielstätten befriedigen. Bekannt sind auf dem Sammlermarkt drei Emissionen
01.10.1918, Buchstabe C, insgesamt 600.000 Mark
01.01.1921, Buchstabe F, insgesamt 1.500.000 Mark
01.10.1921, Buchstabe G, insgesamt 1.500.000 Mark
Geht man von den Buchstaben der Anleihen aus, müssen es mindestens sieben Emissionen gewesen sein
Die Anleihen dienten jeweils dem Zweck: Erweiterung und Ausdehnung des Theaterbetriebes, insbesondere zur Schaffung weiterer Volkskunsthäuser. Für die aus den Teilschuldverschreibungen sich ergebende Verbindlichkeit haftet zumindest bei den Anleihen Buchstabe C und F der Volksbühnenverein mit seinem gesamten Vermögen, insbesondere mit seinem Eigentum an dem Theatergrundstück am Bülowplatz.
Bereits 1909 beschlossen die Vereinsmitglieder der Freien Volksbühne, ein eigenes Haus für ihren Spielbetrieb zu errichten. Im gleichen Jahr bezogen sie die von August Endell ausgebauten Theatersäle des ehemaligen Bunten Theaters in der Köpenicker Straße 68. Nach jahrelangen Planungen der beiden rasch auf 70.000 Mitglieder angewachsenen Organisationen begann 1913 am Bülowplatz der Bau des eigentlichen Gebäudes „Volksbühne“.
Der 1914 vollendete Bau (Link zur "Union" Baugesellschaft AG) von Oskar Kaufmann war in seiner zurück-genommenen Eleganz und der Abkehr vom barockgestalteten Hoftheater ganz auf die Bedürfnisse eines Großstadtpublikums zugeschnitten. Mit seiner Mischung aus intimer Atmosphäre und gleichermaßen festlichem Ambiente entsprach das Theater mit seinen 2000 Plätzen auch der demokratischen Grundhaltung, die von diesem Bau Besitz nehmen sollte. Technisch gesehen war die Freie Volksbühne damals das am modernsten ausgestattete Theater.
Die Eröffnung der Volksbühne bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 feierte die Presse hurra-patriotisch als „Kulturtat inmitten des Kriegslärms … um die uns unsere Feinde staunend beneiden können“. Trotzdem wurde den Vereinen auch weiterhin das bestehende Misstrauen entgegengebracht, das in moralischen Einwänden gegen eine volkserzieherische Arbeit vor einem sozialistischen Hintergrund begründet lag.
Zu intensiven Auseinandersetzungen um die künstlerische Leitung kam es nach der Eröffnung des Hauses zwischen künstlerischem Ausschuss und Vorstandsvorsitz. Mit dem neuen großen Theater war man in der Lage, in direkte Konkurrenz zu den anderen Bühnen zu treten. Der Spagat lag in der politischen und der sozialen Zielsetzung der Vereine. Einerseits musste man sich den Bestand der großen Besucherorganisation und ihre proletarische Basis sichern, andererseits aber nun auch Geschäftsgebaren eines Privattheaters annehmen und sich einem bürgerlich-klassischen Bildungsideal öffnen.
Max Reinhardt übernahm 1915 als erster Direktor der Freien Volksbühne das Theater. Unter seiner Führung und mit Friedrich Kayssler als künstlerischem Leiter konnte die Stagnation der Besucher- und der kriegsbedingte Rückgang der Mitgliederzahlen erfolgreich aufgefangen und schließlich die Zahl der Mitglieder und der ermäßigten Karten sogar verdoppelt werden. Dennoch stand die Freie Volksbühne weiterhin unter permanenter Beobachtung durch Polizei und Politik ob ihres Zwecks und ihrer ideologischen Ausrichtung.
Die Krolloper
Zum Ende der Spielzeit 1919/1920 konzentrierte sich die wiedervereinigte Volksbühne auf die Planung eines zusätzlichen Neubaus, der Krolloper (Link), in Ergänzung zu der Volksbühne am Bülowplatz. Wiederum wurde Kaufmann mit der Durchführung des Baus betraut, die sich jedoch aufgrund der schwierigen Finanzierungslage vom ersten Spatenstich am 23. Juni 1921 bis zum Jahr 1924 hinzog. Sicherlich auch aufgrund der damaligen Inflation
Die Fertigstellung des Baus durch die Volksbühne konnte nicht mehr geleistet werden, woraufhin der preußische Staat das noch im Bau befindliche Haus, die spätere Staatsoper am Platz der Republik (Krolloper), übernahm. Das Haus wurde am 1. Januar 1924 wieder eröffnet. So blieben die Volksbühnen-Mitglieder am Abend der Wiedereröffnung lediglich Zaungäste bei einem Gebäude, das einmal ihr eigenes neues Haus hätte werden sollen.
In den Jahren 1927 bis 1928 wurde der Bau des Festsaales realisiert – durch Herrn Adolf Sommerfeld (Link) und den Architekten Kaufmann.
Die Krolloper wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und 1957 endgültig abgerissen
Und jetzt
Die Volksbühne hat heute einen festen Platz in der Theaterlandschaft Berlins.
Der Verein konzentriert sich seit 1999 ausschließlich auf seine Aktivität als Besucherorganisation und Kulturvermittler. Er bietet Orientierungshilfe in der vielfältigen Kulturlandschaft und erleichtert Kulturliebhabern den Weg zu günstigen Tickets in Berlin und Brandenburg.
Schlagzeilen machte 2017 das „Räuberrad“ (Link) vor der Volksbühne, eine von dem Bühnenbildner Bert Neumann 1990 entworfene Skulptur. Das Rad mit Beinen ist eine Metallskulptur mit einer Höhe von rund vier Metern, es soll Bezüge zu einem Gaunerzinken herstellen.
Anlässlich des Endes der Intendanz von Frank Castorf Anfang 2017 und Ablösung durch Chris Dercon wurde das Räuberrad in drei Teile zerlegt und nach Avignon „entführt“, kam aber bereits im Herbst 2017 zurück nach Berlin, wurde für 25.000 € saniert und Ende 2018 wieder an seinem angestammten Platz aufgestellt.
Der Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin-Mitte hat eine bewegte Namensgeschichte
1907 - 1910 Babelsberger Platz
1910 - 1933 Bülowplatz
1933 - 1945 Horst-Wessel-Platz
1945 - 1947 Liebknechtplatz
1947 - 1969 Luxemburgplatz und
seit 1969 Rosa-Luxemburg-Platz
Literatur- und Quellennachweis:
Link zu Wikipedia, Link zur Volksbühne
Landesarchiv Berlin und Beuth Hochschule
HistoMap Berlin, histomapberlin.de
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