Actien-Baugesellschaft Mülheim a. d. Ruhr

 

Die Actie vom 01.09.1873 ist etwas schräg gedruckt

 

 

Unten links Unterschrift Fr. Engels auf der Aktie,

unten rechts ist die Unterschrift von Friedrich Engels auf einem Schreiben vom 01.08.1848, von dem mir eine Kopie vom Westfälischen Handschriftenarchiv zur Verfügung gestellt wurde.

Die Gesellschaft

Die Gesellschaft wurde mit Vertrag vom 21.03.1872 gegründet; Gründerin war die Familie Stinnes; die Aktie wurde ausgestellt auf Mathias Stinnes, einem Enkel des Unternehmers Mathias Stinnes, der eine Firma für Schifffahrt und Kohlenhandel gründete, die heutige Stinnes AG.

 

Bereits im Jahr 1906 wurde die Auflösung der Gesellschaft beschlossen, obwohl in den Jahren 1893 bis 1906 eine regelmäßige Dividende von 2 % bis 3,5 % ausgezahlt wurde. Das gesamte Aktienkapital wurde in den Jahren 1907 bis 1910 in vier Raten in Höhe von insgesamt 565 Mark / Aktie zurückgezahlt. Das Nominalkapital lag bei 300 Mark / Aktie; insgesamt also ein durchaus lohnendes Engagement.

 

Rendant: Fr. Engels

Über die Originalunterschrift von Fr. Engels als Rendant (damals sicherlich nicht  in der Funktion eines Aufsichtsrates, sondern eines "Kontrollbeamten" - Redantur: Kassenstelle, Rechnungsbehörde) gibt es einen akademischen Streit: ist es „der" Friedrich Engels oder nicht? Sorgfältige Schriftvergleiche und die Tatsache, dass Engels 1872 / 1873 wegen einer schweren Erkrankung seiner Mutter ganz überwiegend wieder in Deutschland lebte, führen zu der Überzeugung, dass die Aktie wirklich von Friedrich Engels (*1820 in Barmen, + 1895 in London) als Rendant unterzeichnet wurde.

 

Engels arbeitete zunächst im väterlichen Unternehmen, der Spinnerei Ermen & Engels. Eine Reise nach England zur dortigen Niederlassung der väterlichen Spinnerei zur Vervollkommnung seiner kaufmännischen Ausbildung bringt ihn in Kontakt mit sozialistischen Kreisen. Die Situation der Arbeiter in Manchester prägt seine politische Einstellung. Im August 1844 besucht er Karl Marx in Paris. Es entwickelt sich eine bis zum Tode von Marx anhaltende Freundschaft und Zusammenarbeit. 1847 gründen Marx und Engels in Brüssel den Deutschen Arbeiterverein. Im selben Jahr verfasst Engels die „Grundsätze des Kommunismus". Die deutsche Revolution 1848/49 unterstützte er durch aktive Teilnahme. Nach dem Scheitern übersiedelt er 1850 nach Manchester und arbeitet wieder bei Ermen & Engels, 1864-69 ist er auch Teilhaber der Firma. 1872 erscheint seine Schrift „Zur Wohnungsnachfrage" als Artikelserie im „Volksstaat" und wird als Separatabdruck in Leipzig herausgegeben. Auch durch diesen Bezug zur Wohnungswirtschaft wird die Wahrscheinlichkeit größer, dass Friedrich Engels die Aktie als Rentand unterzeichnet hat.

 

 

In Berlin steht noch aus der DDR-Zeit ein Denkmal von Marx und Engels in der Nähe des Roten Rathauses. Ursprünglich stand es direkt vor dem (inzwischen abgerissenen) Palast der Republik (1. Bild). Es wurde wegen eines U-Bahn-Baus vorübergehend ein paar Meter versetzt. Wegen der exponierten Lage gegenüber dem Humboldt-Forum (Stadtschloß-Nachbildung) ist unser einstiger Bauminister, Herr Ramsauer aus Bayern im Jahr 2012 auf die Idee gekommen, die Beiden nach Berlin-Lichtenberg versetzen zu lassen. Die Idee ist aber damals wegen der Reaktionen aus der Bevölkerung nicht weiter verfolgt worden.

Literatur- und Quellennachweis:

Bogon, Winfried

(digitaler Reprint November 2005, 2008 - Verlag für digitale Publikationen)

Handbuch der Deutschen Aktiengesellschaften, 1914/15 + 1925 + 1932 + 1943

 

Freunde Historischer Wertpapiere F.H.W.;

Verschiedene Auktionskataloge

 

Gutowski, Vladimir (verantwortlich für den Inhalt);

Auktionshaus Gutowski GmbH (Hrsg. + Verlag)

verschiedene Auktionskataloge,

SUPPES 2008/09 ff. Bewertungskataloge für Historische Wertpapiere, Deutschland vor / nach1945

SUPPES Special, Übersicht aller im Reichsbank-Schatz vorhandenen Papiere

 

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