Grundstücks Aktiengesellschaft Wiclefstrasse 26
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Ursprünglich war geplant, Aktien im Gesamtwert von 200.000 Mark = 200 Aktien á 1.000 Mark auszugeben.
Nach der Inflationszeit bzw. der Währungsreform im November 2023 hat die Gesellschaftsversammlung am 30.07.1924 beschlossen, lediglich 100 Aktien á 100 RM, insgesamt = 10.000 auszugeben. Das erfolgte letztlich durch die Emission von 20 Aktien von jeweils 500 Goldmark wahrscheinlich noch im selben Jahr 2024. Die Aktien sind nicht datiert.
Anmerkung
Anzunehmen ist, dass die 20 Papiere, die im Reichsbankschatz gefunden und im Jahr 2008 unter Nr. 11.745 von Peus, Dr. Busso versteigert wurden, sowohl von der
Grundstücks Aktiengesellschaft Rüdersdorferstrasse 62, Link
aber auch von der
Grundstücks Aktiengesellschaft Wiclefstrasse 26
emittiert wurden. Das Aussehen ist identisch. Insofern kann der Fehler leicht passiert sein. Die Lochentwertung Reichsbankschatz ist jeweils an der gleichen Stelle. Das erklärt auch, warum die WPs der „Wiclefstrasse“ weder im Suppes Special (RBS) noch im Suppes 2008 / 09 aufgeführt sind.
Die Gesellschaft
Gegründet am 01.12.1922; eingetragen am 24.01.2923.
Zweck war der Erwerb, Bewirtschaftung und Verwertung des zu Berlin (Moabit), Wiclefstrasse 26 belegenen Grundstücks.
Initiatoren der beiden Gesellschaften
Grundstücks Aktiengesellschaft Wiclefstrasse 26
Grundstücks Aktiengesellschaft Rüdersdorferstrasse 62
dürften die beiden Herren
Carl Szanto, Budapest (hier, Wiclefstraße: Direktor) und
Lajos Steiner, Budapest (hier: Aufsichtsratsmitglied)
gewesen sein. Sie waren wechselseitig Direktor und Aufsichtsratsmitglied in den beiden Gesellschaften.
Die Gesellschaft „residierte“ in der Friedrichstr. 240 bei Schwarz = AR-Mitglied Herr Miksa Schwarz. Das dürfte für die Verwaltung der beiden Häuser und Gesellschaft Rüdersdorfer- und Wiclefstrasse auch ausreichend gewesen sein.
Gewinne und Dividenden wurden nie erwirtschaftet.
Die Firma wurde (wie die Grundstücks AG Rüdersdorferstrasse 62) irgendwann aufgelöst – wahrscheinlicher Grund: jüdisches Vermögen. In den mir vorliegenden Aktienhandbüchern aus 1932 und 1943 gibt es zu der Grundstücks AG Wiclefstrasse 26 allerdings keine derartigen Informationen.
Die Wiclefstraße liegt in Berlin-Moabit; sie ist benannt nach dem 1384 gestorbenen englischen Theologen John Wyclif. Er stellte sich gegen den Papst, er missbilligte Bilder-, Heiligen-, Reliquienverehrung, das Priesterzölibat sowie die Ohrenbeichte. Von ihm stammt die erste Übersetzung der Vulgata ins Englische. Im Jahre 1415 wurde er posthum zum Ketzer erklärt, seine Gebeine wurden verbrannt.
In der Wiclefstraße 26 steht heute ein Mietshaus aus den 1960er / 70er Jahren.
Literatur- und Quellennachweis:
Bogon, Winfried
(digitaler Reprint November 2005, 2008 - Verlag für digitale Publikationen)
Handbuch der Deutschen Aktiengesellschaften, 1914/15 + 1925 + 1932 + 1943
Freunde Historischer Wertpapiere F.H.W.;
Verschiedene Auktionskataloge, hier: 93. Auktion am 25. / 26. 04.2009
Gutowski, Vladimir (verantwortlich für den Inhalt);
Auktionshaus Gutowski GmbH (Hrsg. + Verlag);
SUPPES 2005/06 + 2008/09 ff. Bewertungskataloge für Historische Wertpapiere, Deutschland
SUPPES Special, Übersicht aller im Reichsbank-Schatz vorhandenen Papiere
Peus, Dr. Busso (Hrsg.)
Der Reichsbankschatz, Auktionskataloge Nr. 1 bis 5 aus 2003, 2004/2005, 2006, 2008