Cuxhavener Immobilie-Gesellschaft

 

 

Die Aktien wurden u.a. von Heinrich Greve als Direktor (s.u.) unterzeichnet.

 

Die Gesellschaft

Die Gesellschaft wurde 1872 von den gleichen Initiatoren wie die Cuxhavener Eisenbahn-, Dampfschiff- und Hafen-AG gegründet. Die Initiative ging von Berliner Abgeordneten und von Berliner Finanzkreisen aus. Daher war der Sitz der beiden Gesellschaften auch Berlin. Die Cuxhavener Immobilien AG sollte von dem Anschluss des Cuxhavener Hafens an die Eisenbahn und dem damit einsetzenden Immobilien-Boom profitieren. Das machten die Finanzprofis in Berlin zumindest den Anlegern glaubhaft. Für die Initiatoren der Gesellschaft war es mit Sicherheit ein gutes Geschäft. Sie kauften die Immobilien günstig und verkauften diese zu hohen Preisen an die AG weiter. Statt der in der Bilanz ausgewiesenen 1,53 Millionen Thaler betrug der ursprüngliche Kaufpreis nur 549.000 Thaler. Schließlich ermittelte der Hamburger Staatsanwalt wegen Bilanzfälschung. Direktor Greve (s.a. weiter unten) musste für einen Monat ins Gefängnis. Die Gesellschaft war eine der ersten Schwindelgründungen der Gründerjahre 1870 bis 1873, bei denen die Initiatoren zur Rechenschaft gezogen wurden.


Otto Glagau, Der Börsen- und Gründungs-Schwindel in Berlin, Seite 252

 Die Mitbegründer (Anmerkung: der Cuxhavener Eisenbahn-Dampfschiff- und Hafen-Actiengesellschaft) Hagenah, Schön, Langhans, sowie Director David componirten auch noch in Verbindung mit R.A. Seelig und Eduard Stahlschmidt (Hermann Geber) die Cuxhavener Immobiliengesellschaft, eine Filiale der vorigen; um in den neuen Weltstädten Cuxhafen und Ritzbüttel Geschäftshäuser, Hotels etc. Zu errichten. Zu diesem Zwecke liess Herr Hagenah, der General-Entrepreneur der Bahn Stade-Cuxhaven, einige Parcellen zu dem enormen Preis von 549,000 Thaler ankaufen, und überantwortete sie für 1,530,000 Thaler, also mit einer Million Aufschlag, an Eduard Stahlschmidt (Hermann Geber), der sie nun wieder der plötzlich aus den Coulissen tretenden Immobiliengesellschaft überliess.

Herr Greve, bis dahin Commis bei Hagenah und ein junger Mensch von 25 Jahren, hatte den ersten Ankauf vermittelt und ward jetzt Director der neuen Gesellschaft. Als solcher veröffentlichte er in der Hamburger „Börsenhalle“ die Bilanz pro 1872, in welcher zu lesen stand: „An Immobilien-Conto, Kaufpreis – 1,530,000 Thaler.“ – Da ereilte ihn die Nemesis in Gestalt der Staatsanwaltschaft.

Was kein Staatsanwalt in Preussen fertig bekommen hat, vollbrachte der Oberstaatsanwalt in Hamburg, Dr. Mittelstädt, und wir bezeigen ihm hiermit unsern Respect.

 

 

Literatur- und Quellennachweis

Bogon, Winfried

(digitaler Reprint November 2005, 2008 - Verlag für digitale Publikationen)

Handbuch der Deutschen Aktiengesellschaften, 1914/15 + 1925 + 1932 + 1943

 

Glagau, Otto;

Verlag von Paul Frohberg, Leipzig 1876;

Antiquariat Wilhelm Hohmann, Stuttgart 1996 (Reprint);

Der Börsen- und Gründungs-Schwindel in Berlin

 

Gutowski, Vladimir (verantwortlich für den Inhalt);

Auktionshaus Gutowski GmbH (Hrsg. + Verlag)

verschiedene Auktionskataloge,

SUPPES 2008/09 ff. Bewertungskataloge für Historische Wertpapiere, Deutschland vor / nach1945

SUPPES Special, Übersicht aller im Reichsbank-Schatz vorhandenen Papiere