Verein zur Errichtung evangelischer Krankenhäuser E.V.
Der 'Verein zur Errichtung evangelischer Krankenhäuser'
Der Verein wurde anscheinend gegründet, um in den 1930er Jahren die Finanzierung und den Bau der Krankenhäuser für die Paul Gerhardt Diakonie sicherzustellen. Den Betrieb der Krankenhäuser übernahm dann die Diakonie selbst.
Im Gründungsjahr des Vereins 1929 wurde
der Entschluss gefasst, sogleich mit dem Bau des ersten Krankenhauses zu beginnen. Zunächst wurde diskutiert, das bereits gegründete Paul Gerhardt Stift auszubauen, dieser Gedanke
wurde jedoch verworfen und ein Grundstück im Gebiet der Kirchengemeinde Schöneberg gefunden. Der Preis betrug hierfür 550.000 RM. Dieser Kaufpreis und Gelder zum Bau eines Krankenhauses - des
Martin-Luther-Krankenhauses - mussten bereitgestellt werden.
Im April 1929 belief sich das Vereinsvermögen, das alleinig Spenden entsprang, auf 24.028 Reichsmark. Bis zum Juni wuchs dieses Vermögen durch aktive Spenden- und Mitgliederwerbung auf 72.000
Reichsmark an.
Die Finanzierung des Baus des Martin-Luther-Krankenhauses erfolgte durch Kredite der Berufsgenossenschaft, die den Bedarf für 100 Betten in dem neuen Krankenhaus anmeldeten sowie der
Reichsversicherungsanstalt. Besonders die Gemeinde Schöneberg und die Synode Kölln Land I sicherten diese Kredite durch Bürgschaften ab. Diese Mittel reichten jedoch bei weitem nicht aus, so dass die
aktive Werbung für den Bau des Krankenhauses erfolgen musste.
So hielt der damalige Geschäftsführer des Vereins, Pfarrer Siegert, über 240 Vorträge. Bausteine mit einem Entwurf des Krankenhauses und einer Widmung wurden zum Preis von einer RM verkauft und Mitgliedschaften im Verein für 3 Reichsmark pro Jahr angeboten. Die Bevölkerung konnte außerdem den Bau durch den Erwerb von Anteilscheinen unterstützen, die im Falle eines Krankenhausaufenthaltes mit diesen verrechnet werden konnten. All diese Maßnahmen, die Werbung in Kirchengemeinden und durch Flugblätter sowie die Unterstützung der Presse ermöglichten den Bau des Martin-Luther-Krankenhauses und den späteren Ankauf des Krankenhauses Hubertus. Die Baustelle des Martin-Luther-Krankenhauses war für Mitglieder des Vereines offen, um sich ständig über den Fortgang der Baumaßnahmen informieren zu können.
Das Martin-Luther-Krankenhaus wurde errichtet im Grunewald, einem Ortsteil des heutigen Berliner Bezirks Cahrlottenburg-Wilmersdorf, auf einem Grundstücksdreieck zwischen den Straßen
Caspar-Theyss-Straße 27 - 29 (Eingangsbereich)
Paulsborner Straße und
Auguste-Viktoria-Straße
Nach dem Bau des Martin-Luther-Krankenhauses ging die Arbeit mit dem Kauf des Krankenhauses Hubertus und dem Kauf bzw. der
Unterstützung des Baues bzw. des Umbaues von Kliniken besonders in Ostpreußen und ganz Deutschlands voran. Dafür wurde weitere Unterstützung der Bevölkerung gebraucht.
Im Jahr 1934 hatte der Verein 12.000 Mitglieder. In diesem Jahr wurde die Kirchenkollekte in Deutschland verboten. Somit blieb zur Unterstützung der Vereinsaktivitäten hauptsächlich die
Mitgliederwerbung. Mit der Mitgliedschaft in dem Verein wurden bestimmte Vergünstigungen im Fall eines Krankenhausaufenthaltes verbunden.
Der diakonische Auftrag „Dienst am Menschen“ ist auch heute noch Grundlage des Trägervereins. Heute betreibt der VzE Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und medizinische Zentren in Berlin und Sachsen-Anhalt. Es werden über 3.000 Mitarbeiter beschäftigt.
Literatur- und Quellennachweis:
50
Christoffel, Udo (Hrsg.)
Kunstamt Wilmersdorf 1983
Berlin Wilmersdorf, dargestellt im Kartenbild der Jahre von 1588 bis 1938
Paul Gerhardt Diakonie (Link zur Webseite)
290
Peus, Dr. Busso (Hrsg.)
Der Reichsbankschatz, Auktionskataloge Nr. 1 bis 5 aus 2003, 2004/2005, 2006, 2008