Landhaus-Verwaltungs-Aktiengesellschaft am Scharmützelsee

Wohnhaus-Grundstücks-Verwertungs-AG am Lehniner Platz

Housing and Reality Improvement Company, Berlin -

 

Link zu verschiedenen Stadt- und Lageplänen sowie Bildern

 

Aktie vom 05. Juli 1926

Housing and reality improvement company, Berlin

7% Gold Bond vom 15.11.1926

Aktie aus 11.1956 (Muster)

Die Gesellschaft

Die Gesellschaft wurde 1922 / 1923 gegründet und im Jan. 1923 im HR eingetragen.

 

Sie firmierte bis zum 19.6.1926: Landhaus-Verwaltungs-AG am Scharmützelsee,

danach: Wohnhaus-Grundstücks-Verwertungs-AG am Lehniner Platz (WOGA).

 

Zweck war ursprünglich der Ankauf und die Verwertung eines am Scharmützel See belegenen Grundstücks – später, als man das Projekt am Kurfürstendamm in Angriff nehmen wollte:

die Verwaltung (sicherlich auch der Bau) des in Berlin, am Lehniner Platz gelegenen Grundstückskomplexes, welcher begrenzt ist vom Kurfürstendamm, der (Johann-) Cicero-Straße, Albrecht-Achilles-Straße und Paulsborner Straße.

 

Der Scharmützelsee liegt süd-östlich von Berlin mit dem bekannten Kurort Bad-Saarow (Link zur Karte).

 

Durch die Emission der $-Gold-Bonds im Jahre 1926 in einem Umfang von 1,5 Mio. $ konnte man in erheblichem Umfang ausländisches Kapital akquirieren, um den immensen Kosten des neuen Quartiers in Berlin am Kurfürstendamm / Lehniner Platz gerecht zu werden. Die $-Anleihe war abgesichert durch die zu errichtenden Immobilien am Lehniner Platz, deren Wert letztlich auf 4,2 Mio. $ geschätzt wurde.

Auf den  Grundstücken in Berlin-Wilmersdorf wurden in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre gebaut:

  • Albrecht-Achilles-Straße, Paulsborner Straße und Cicerostraße Wohnblocks mit 243 2 1/2 - 4 1/2-Zimmer-Wohnungen,
  • ferner am Kurfürstendamm das Theatergebäude des "Kabaretts der Komiker", das Universum-Kino, später der Luxor-Palast, ein Café-Restaurant und eine Anzahl Läden (Architekt: Erich Mendelsohn) und
  • im Innenteil des Blocks ein Haus mit 131 1 - 2-Zimmer-Appartements.

Das Gebäudeensemble, das alle Funktionen einer Stadt auf kleinem Raum vereinen sollte – Wohnhäuser, eine Ladenstraße, ein Café-Restaurant sowie ein Theater / Kino – ist noch heute unter dem Namen WOGA-Komplex bekannt. Ursprünglich wurde nur eine reine Wohnanlage geplant, die auf einem vier Hektar großen unbebauten Grundstück am Kurfürstendamm 153–156 entstehen sollte. Dessen Eigentümer war der Verleger Hans Lachmann-Mosse. Seine Frau Felicia Mosse besaß die Wohnungs-Grundstücks-Verwertungs-Aktiengesellschaft, kurz WOGA genannt -

Link zur Emil Heinicke AG, die als Baunternehmen beteiligt war.

 

Beteiligungen – zumindest bis 1945:

1. Albertus Grundstücksverwertungs-GmbH, Berlin

2. Achilles Grundstücksverwertungs-GmbH, Berlin

3. Berlin-Halensee Grundstücksverwertungs-Ges. Cicerostraße mbH, B.

4. Hochmeister-Grundstücksverwertungs-Ges. mbH, Berlin

5. Haus Kurfürst Grundstücksverwertungs-Ges. mbH, Berlin

Die GmbHs waren lediglich Treuhänder für die AG. Durch diese Objekt-Gesellschaften besaß sie auch die Erbbaurechte an den vorgenannten Grundstücken. Die Erbbaurechte waren bis 1957 bestellt.

 

Großaktionär (1943): Treuwa Treuhandverwaltung GmbH, Berlin (fast 100 %).

 

1950 Berliner Wertpapierbereinigung, 1957 Ablösung der Teilschuldverschreibungen (von 1926, US-Dollar). Im Dezember 1959 wurde die Gesellschaft in eine GmbH umgewandelt: sie ist heute nicht mehr nachweisbar.

 

Kurz vor dem Ende des 2. Weltkrieges beschädigte eine Bombe den Innenraum des Theatergebäudes so stark, dass der Mendelsohn´sche Innenraum ausbrannte und für immer verloren war. Nach dem Krieg wurde das Gebäude zwar wieder hergerichtet und bis zum Abriss als Theater, Beatlokal und Musicaltheater und Kino genutzt. Die Bausubstanz des Theatergebäudes war aber letztlich doch so schlecht, dass das Gebäude trotz Denkmalschutz in den Jahren 1978 bis 1981 abgerissen und im alten Stil – zumindest außen - wieder neu errichtet werden musste. Architekt war damals Jürgen Sawade.

 

Heute befindet sich in dem Haus die Schaubühne und verschiedene Lokalitäten.

 

 

Literatur- und Quellennachweis

Bogon, Winfried

(digitaler Reprint November 2005, 2008 - Verlag für digitale Publikationen)

Handbuch der Deutschen Aktiengesellschaften, 1914/15 + 1925 + 1932 + 1943

 

Peus, Dr. Busso (Hrsg.)

Der Reichsbankschatz, Auktionskataloge Nr. 1 bis 5 aus 2003, 2004/2005, 2006, 2008