Central-Bank für Bauten
Prospekt der Gesellschaft aus 1872
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Das war doch mal eine "sichere Geldanlage" - solche Versprechungen in Verkaufsprospekten gab und gibt es noch in den folgenden Jahrzehnten, bis heute zu Hauf.
Quelle: Google, digitalisiert von Google
Abschrift einer Anzeige aus der Berliner Gerichts-Zeitung vom 07. März 1872
PROSPECTUS
der
Actien-Gesellschaft
Central-Bank für Bauten
zu Berlin
Das Actien-Capital ist vorläufig auf 550,000 Thaler festgesetzt und in
5500 Actien á 100 Thlr. eingetheilt.
Dasselbe kann auf Beschluß des Aufsichtsrathes bis zu
5 Millionen Thalern
erhöht werden und genießen bei späteren Emissionen die ersten Zeichner und Actieninhaber, je zur Hälfte, das Bezugsrecht al pari.
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Unter der Firma „Central-Bank für Bauten“ ist zu Berlin ein Actienunternehmen begründet worden, dessen Zweck sich im Folgenden zusammenfassen läßt:
Die Central-Bank für Bauten beabsichtigt vornehmlich größere Bauten auszuführen, Parcellierungen vorzunehmen und gegen Provision und hypothekarische Unterlagen Bau-Credite zu gewähren, sowie den Betrieb von Bank- und Handelsgeschäften jeder Art.
Das Unternehmen hat bereits eine gesunde Basis gefunden, in dem die Bank nachstehend angeführte, sehr günstig gelegene Grundstücke erworben hat:
- Die Grundstücke Spandauerbrücke Nr. 3, 4 und 5 mit 2 Wasserfronten, einer Straßenfront von 157 Fuß und circa 370 Rth.; Miethertrag circa 15,000 Thaler für Thlr. 335.000
- Das Grundstück Friedrichstraße Nr. 105 A, das augenblicklich noch im Bau begriffen, sich demnächst aber in vollständig ausgebautem und bewohnbarem Zustande befinden wird, mit ca. 30 Rth.; Mietertrag 6000 Thrl. für Thlr. 95,000
- Die Grundstücke Ziegelstraße Nr. 1 und 2 nebst der darauf befindlichen Dampf Sägemühle und Fournier Schneide-Anstalt mit circa 275 Rth.; Mietertrag 16000 Thlr. für Thlr. 287,000
- Das Grundstück Friedrichstraße Nr. 250 mit etwa 180 Rth.; Mietbetrag 4500 Thlr. für Thlr. 125,000
In Summa Thlr. 842,000
Darauf ruhen feststehende Hypotheken „ 507,000
bleiben Thlr. 335,000
Zur nachdrücklichen Förderung des Actienunternehmens hat die Bank von den früheren Besitzern vorerwähnte Grundstücke, deren über 50 Jahre bestehendes umfangreiches Geschäft, mitsamt der Firma Joh. J. Bergmann, sowie die derselben zustehenden Recht auf den Kauf eines für die Zwecke der Bank werthvollen, in der Neuen Schönhauserstraße belegenen Grundstücke acquiriert und Herrn Heinrich Bergmann, dem eine reichhaltige Erfahrung im Bauwesen zur Seite steht, gewonnen, in die Direction der Central-Bank für Bauten mit einzutreten.
Die Bank übernimmt von der Firma Joh. J. Bergmann deren beträchtliche Vorräthe an Baumaterial, Bauhölzern, Brettern x., deren Werth nach der gemeinschaftlichen Taxe der von beiden Seiten zu ernennenden Sachverständigen festgestellt wird. Sie erwirbt ein altes renommiertes auf Ausführung von Bauten angelegtes Geschäft, dessen nachweislicher Reingewinn nie unter 25000 Thlr. pro anno getragen hat.
Hierfür, respective als vorläufiges Betriebskapital sind in Aussicht genommen
Thlr. 215,000
die zuzüglich oben erwähnter „ 335,000
das vorläufige Actiencapital von Thlr. 550,000.
repräsentiert.
Die Ausbeute angeführter Grundstücke ist in folgender Weise projectiert.
Die Häuser an der Spandauerbrücke No. 3, 4 und 5 stoßen auf das bereits gesicherte Grundstück Schönhauserstraße, wodurch die Möglichkeit erwächst, ein langjähriges Bedürfnis zu verwirklichen und eine Verbindung der Neuen Friedrichstraße und der angrenzenden Stadttheile mit der Schönhauserstraße und Vorstadt herzustellen. Diese ca. 500 Fuß lange Verbindung soll durch die Anlage einer großartigen Passage bewerkstelligt werden. Die Passage selbst und die imposanten Straßenfronten der Spandauerbrücke und neuen Schönauserstraße sollen in ihren Parterre Räumlichkeiten eine Flucht von etwa 60 eleganten Läden enthalten. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die abkürzende Passage den größten Theil der Frequenz der umliegenden außerordentlich belebten Straße auf sich hinüberleiten wird und wenn schon dieser Umstand eine gute Vermiethung der betreffenden Läden in Aussicht stellt, so findet diese Aussicht noch Bekräftigung in der erwiesenen Thatsache, daß Geschäftslokale in diesem Stadtviertel fast gar nicht zu haben sind.
Es liegt ferner in der Absicht, auf diesem Terrain mit der Front nach der Spandauerbrücke ein in großartigem Style durchzuführendes Hotel mit ca. 500 Logierzimmern, großem Concertsaal und geräumiger Restauration herzurichten. Da in dem ganzen Stadtviertel derartige größere Etablissements nicht vorhanden sind, so steht auch nach dieser Richtung hin eine reichliche Rentabilität in Aussicht.
Das Grundstück Friedrichstraße No. 250, das für den sehr billigen preis von 125,000 Thlr. erworben ist, und für welches schon seit dem Erwerb ein wesentlicher Nutzen geboten wurde, soll, falls nicht noch vorgezogen werden sollte, durch Verkauf den Avance mitzunehmen, mit seinen ca. ? 80 Rth. und seiner großen Straßenfront in 2 Parzellen neu bebaut werden. Bei dem hohen Werth der Grundstücke in der Friedrichstraße, wo bekanntlich die Rth. schon jetzt einen Werth von über 1000 Thlr. repräsentiert, ist es zweifellos, daß auch dieses Grundstück auf eine oder andere Weise einen hohen Gewinn realisieren wird.
Die Grundstücke Friedrichstraße Nr. 105A, sowie die an der Spree gelegenen Grundstücke Ziegelstraße Nr. 1 und 2 sollen als Basis der ferneren Operation der Bank vorläufig noch im Besitz derselben bleiben, da diese Grundstücke verbunden sind und sich in denselben die ausgedehnten Lager, Fabrik und Geschäftsräume des mit übernommenen Geschäfts der Firma Joh. J. Bergmann befinden.
In Erwägung, daß die Central-Bank für Bauten ihre Unternehmungen vorzugsweise auf Berliner Grund und Boden im Mittelpunkt der Stadt concentrieren wird und daß die schon jetzt im Besitz derselben befindlichen Grundstücke, sowie die projectierten Unternehmungen eine unzweifelhaft sichere Capitalanlage garantieren und eine hohe Rentabilität in Aussicht stellen, ist noch hervorzuheben, daß die sämmtlichen Gründungskosten von dem früheren Besitzer der Grundstücke getragen werden.
In der ersten außerordentlichen Generalversammlung sind
in die Direction:
Herr Heinrich Bergmann in Berlin,
zu Mitgliedern des Aufsichtsraths:
Herr Geh. Admiralitätsrath Wandel, Vorsitzender.
„ Stadtverordneter Dr. Phil. Stort, Stellvertreter.
„ Banquier Ferdinand Oppenheim.
„ Kaufmann Leo Wolienberg.
gewählt worden.
Das Actien-Capital ist bereits fest übernommen worden und soll dasselbe unter nachstehenden Bedingungen al pari zur öffentlichen Zeichnung aufgelegt werden.
§ 1. Die Anmeldung zur Betheiligung erfolgen
am 7. März d. J.
in Berlin bei dem Herrn Eduard Mamroth, Friedrichstr. 105b,
in den üblichen Geschäftsstunden
§ 2. Bei der Anmeldung ist eine Caution von 10 % bar oder in Cours habenden Effekten zu hinterlegen.
§ 3. Falls die Anmeldungen die summe von 500.000 Thlr. übersteigen, bleibt eine Reduction vorbehalten.
§ 4. Für die zugetheilten Verträge werden Interimsscheine gegen Zahlung von 40 % des Nominalbetrages, zuzüglich 5 % Zinsen vom 1. März a. er. Unter Berücksichtigung der nach § 2hinterlegten Caution an der Anmeldestelle ausgehändigt. Weitere Einzahlungen sind nach den Aufforderungen des Aufsichtsrathes zu leisten.
§ 5. Vollzahlungen sind gestattet.
Auf Vorstehendes bezugnehmend, werde ich in den üblichen Geschäftsstunden am 7. März d. J.
Zeichnungen entgegennehmen Eduard Mamroth.
Berlin Druck von W. Bürenstein, Berlin, Niederwallstr. 22.
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