GAGFAH Gemeinnützige Aktien-Gesellschaft für Angestellten-Heimstätten, Berlin + Essen
Die Gesellschaft
Die Gagfah ist durch mehrere Angestellten Verbände (Gewerkschaften) am 14.08.1918 in Berlin-Steglitz gegründet worden, die die Notwendigkeit von gutem Wohnraum für Angestellte erkannt hatten. Dieser Wohnraum sollte wenn möglich in Gartenvorstädten größerer Städte in Form von Eigenheimen entstehen.
Zweck der Gesellschaft: Beschaffung gesunder Wohnungen zu billigen Preisen für minderbemittelte Familien und Einzelpersonen, insbesondre den Kreis der nach dem Versicherungsgesetz für Angestellte versicherte Personen. Zu diesem Zweck betreibt die Gesellschaft für eigene und Fremde Rechnung alle einschlägigen Kreditgeschäfte. Sie kann nach Maßgabe des Gesellschaftszweckes Grundstücke erwerben und verwerten, an Unternehmungen mit dem gleichen oder einem verwandten Zweck sich insbesondere durch Kreditgewährung beteiligen und auch, soweit es hiernach erforderlich bleibt, eigene Bauten ausführen, endlich alle dem Gesellschaftszweck dienlichen Nebengeschäfte betreiben.
Gemeinnützige AG für Angestellten-Heimstätten, seit
1926 GAGFAH Gemeinnützige Aktien-Gesellschaft für
Angestellten-Heimstätten
Sitz der Gesellschaft
ursprünglich in Berlin-Steglitz,
ab 01.11.1935 in Weimar, nach Übergang der Aktienmehrheit an die Thüringische Staatsbank;
1949 wurde der Hauptsitz nach Essen verlegt – unter Beibehaltung der Hauptverwaltungen in Berlin (West) und Frankfurt/Main;
1951 Verlegung der Hauptverwaltung nach Essen,
ab 1952 nur noch 2. Sitz in Berlin (West).
Die GAGFAH hatte 1925 immerhin 38 Tochtergesellschaften.
Der Gesellschaft ist der Status der Gemeinnützigkeit zuerkannt worden. Sie wurde in ihrem Bestreben kräftig durch die Reichsversicherungs-anstalt für Angestellte (RfA / heute BfA bzw. DRV) finanziell unterstützt, diese war auch Großaktionär.
In den 1920er und 1930er Jahren gab es eine enge Zusammenarbeit mit
Herrn Adolf Sommerfeld (Link) bzw. der von ihm in diesen Jahren beherrschten
Allgemeine Häuserbau-AG von 1872 - Adolf Sommerfeld später
"Ahag" Allgemeine Häuser- und Industriebau-AG (Link) ....
… beispielsweise in
Berlin-Zehlendorf die Siedlung Am Fischtal (Link) und am Eschershauser Weg gegenüber dem U-Bahnhof Onkel-Toms-Hütte sowie
Großsiedlungen in Merseburg und Bad Dürrenberg
Nach Abschluss des Wohnungsbauprogramms 1931 hatte die GAGFAH seit ihrem Bestehen insgesamt 28.283 Wohnungen für Angestellte in 259 Städten des damaligen Deutschen Reiches gebaut; davon 18.895 Wohnungen in Miethäusern, 8914 in Heimstätten und 474 in Zweifamilienhäusern.
Sie hatte immer noch 23 Tochtergesellschaften.
Die Gesellschaft erwarb 1935/1936 mehrere Grundstücke von der Terrain-AG Botanischer Garten-Zehlendorf-West (Terraingesellschaft am Neuen Botanischen Garten - seit 1938: Haus und Heim Wohnungsbau-Aktiengesellschaft - Link).
1935 ist die Aktienmehrheit durch eine Kapitalerhöhung von 6 Mio. RM von der Thüringische Staatsbank übernommen worden, woraufhin eine Sitzverlegung nach Weimar stattfand.
Im Jahre 1937 wurde die Tochtergesellschaft Gemeinnützige Heimstätten-AG, Freiburg (Breisgau), Oberschlesien, Mitteldeutschland, Magdeburg und Hamburg übernommen; gleichzeitig wurde das Kapital um weitere 6 Mio. RM erhöht, um die Gesellschaft in die Lage zu versetzen sich weiter am Mietwohnungsbau zu beteiligen.
Nach Fertigstellung des Programms 1942 hat die Gagfah seit ihrem Bestehen insgesamt 61.287 Wohnungen für Angestellte in 392 Städten des Deutschen Reiches gebaut. Davon wurden 37.938 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, 23.349 Wohnungen in Heimstätten errichtet.
Der vermietete Hausbesitz der Gagfah und ihrer Tochtergesellschaften betrug am 31.12.1942 insgesamt
35.781 Wohnungen, 142 Läden und 106 Garagenanlagen
sowie mehrere Wirtschaftsbetriebe.
Tochtergesellschaften im Jahre 1943:
- Heimag München Gemeinnützige Heimstätten-Aktien-Gesellschaft in München (è 02.490)
- Gemeinnützige Siedlungs-Gesellschaft mbH, Wien
- „Heimstatt“ Bauspar-AG, Berlin
- Gemeinnützige Angestellten-Heimstätten GmbH, Danzig
Beteiligungen im Jahre 1943:
- Brandenburgische Heimstätten GmbH, Berlin
- Hessische Heimstätten GmbH, Kassel
- Mitteldeutsche Heimstätten GmbH, Magdeburg
- Heimstätte für die Regierungsbezirke Oppeln und Kattowitz, Oppeln
- Ostpreußische Heimstätten GmbH, Königsberg (Pr.)
- Pommersche Heimstätten GmbH, Stettin
- Rheinische Heimstätten GmbH, Düsseldorf,
- Schlesische Heimstätten GmbH, Breslau
- Landessiedlungsgesellschaft Sachsen GmbH, Dresden
- Deutsche Bau- und Bodenbank AG, Berlin
- Thüringische Gemeinnützige Heimstätten AG Weimar, Weimar
- Magdeburger Wohnstätten GmbH, Magdeburg
- Schutzsparkasse, Spar- und Creditanstalt, Düsseldorf
Großaktionär im Jahre 1943: Thüringische Staatsbank, Weimar (ca. 90 %).
Durch den 2. Weltkrieg verlor die Gagfah rund die Hälfte ihres Besitzes durch Enteignung in den Ostgebieten des ehemaligen Deutschen Reiches und natürlich in der DDR.
1956 wurden die Teilschuldverschreibungen aus 1919 bis 1938 abgelöst.
1990 wurden fast 60.000 Mieteinheiten verwaltet.
1996 Übernahme der EINTRACHT Wohnungsbau-AG, Berlin (Link)
2000 Gründung der GAGFAH & HABARENT Schweizer Viertel Grundstücks GmbH (Errichtung eines tollen Neubauviertels in Berlin-Lichterfelde an der Goerzallee); die Gagfah beteiligte sich außerdem an der GSW Wohnbau GmbH (in Berlin) zu 66%, die Beteiligung wurde bis 2006 auf 94,6 % aufgestockt. Die ursprüngliche städtische GSW wurde auch zwischenzeitlich privatisiert.
Die Gesellschaft befand sich bis 2003 im Eigentum der BfA (Bundesversicherungsgesellschaft für Angestellte, heute Deutsche Rentenversicherung), aber dann….
Seit 2004 gehört der Konzern zur amerikanischen Fortress Investment Group LLC; die AG wurde in eine GmbH umgewandelt. Zusammen mit der NILEG verwaltet die Gesellschaft im Jahr 2006 ca. 110.000 Mietwohnungen, verteilt auf über 300 Standorte.
Anfang 2015 genehmigte das Kartellamt die Übernahme der GAGFAH durch die Deutsche Annington, später Vonovia. Die neue Gesellschaft verwaltet jetzt allein in Deutschland eine Immobilienimperium von ca. 350.000 Wohnungen – davon in Berlin rd. 30.000 Wohnungen.
Literatur- und Quellennachweis
Bogon, Winfried
(digitaler Reprint November 2005, 2008 - Verlag für digitale Publikationen)
Handbuch der Deutschen Aktiengesellschaften, 1914/15 + 1925 + 1932 + 1943
Kress, Celina
Einzelveröffentlichung des Landesarchivs Berlin, Herausgegeben von Uwe Schaper
Lukas Verlag
Adolf Sommerfeld / Andrew Sommerfeld – Bauen für Berlin 1910 - 1970
Landesarchiv Berlin und Beuth Hochschule
HistoMap Berlin, histomapberlin.de
Peus, Dr. Busso (Hrsg.)
Der Reichsbankschatz, Auktionskataloge Nr. 1 bis 5 aus 2003, 2004/2005, 2006, 2008
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