Terrain-Aktiengesellschaft Park Witzleben in Charlottenburg

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Beschreibung der Gesellschaft

Die Gesellschaft wurde am 20.04.1899 gegründet. Zweck war der Erwerb, die Verwaltung, eventuell teilweise Bebauung und "demnächstige" Wiederveräußerung oder sonstige Verwertung der Rings um den Lietzensee in der Stadt Charlottenburg belgenen Besitzung „Park Witzleben" mit einem Umfang von ca. 35 ha 32 a 42 qm = 24.903,6 qR (= 353.242 m²) sowie solcher weiteren Grundstücke.

 

Dividenden wurden statusgemäß nicht gezahlt, dafür konnten die Aktionäre aber bei der 1909 beschlossenen Liquidation über die Nennwertrückzahlung hinaus eine Rendite von 49 % kassieren – deutlich höher als bei vielen anderen Aktiengesellschaften aus dieser Zeit. In den Jahren von 1907 bis 1912 wurden insgesamt 7 Auszahlungen über insgesamt 149 % geleistet.



Die Terrain-Aktiengesellschaft Park Witzleben erwarb 1899 rund um den Lietzensee ein Gelände von 35,3 ha sowie ein schmales Straßenterrain zum S-Bahnhof Charlottenburg. Das besondere war, dass die Gesellschaft das Terrain nicht nur erschloss und parzellierte, sondern dass sie um den Lietzensee herum einige Hektar abzweigte und einen Landschaftspark schuf. Der Lietzensee wurde an die Stadt Charlottenburg übereignet. Der langgestreckte, gut einen Kilometer lange See bildete die östliche Hälfte des Parks und die weitläufigen Rasenflächen und Grünanlagen die westliche Hälfte. Der Park liegt gut zehn Meter tiefer als der nördlich gelegene Kaiserdamm, so dass er selbst heute eine Oase der Ruhe darstellt. Um ihn herum entstanden auf den von der Gesellschaft vorbereiteten Baustellen viergeschossige Wohnhäuser mit großflächigen Stadtwohnungen sowie auf der Ostseite eine Reihe von Villen. Die Terrain-AG Park Witzleben hatte mit dem Verkauf ihrer Baustellen sehr guten Erfolg, der durch die spätere Eröffnung der S-Bahn-Station Witzleben noch gesteigert wurde. Die meisten Parzellen wurden mit 100 % Gewinn und mehr verkauft.

 

1905 erhielt die Gesellschaft den Zuschlag zum Neubau des Reichsmilitärgerichts in der Witzlebenstraße 4-5, einem Bau, der im Dritten Reich durch das Reichskriegsgericht traurige Berühmtheit erlangte. Seit 1951 bis Anfang der 1990er Jahre hatte das Berliner Kammergericht (Oberlandesgericht) hier seinen Sitz, weil das eigentliche Kammergerichtsgebäude in der Elßholzstraße in Berlin-Schöneberg bis zur Wiedervereinigung von den Alliierten genutzt wurde.

 

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Bebauung rund um den Lietzensee von insgesamt vier Gesellschaften realisiert:

  1. Terrain-Aktiengesellschaft Park Witzleben

2,1  Neue Boden-Aktiengesellschaft

2,2 Westliche Boden-Aktiengesellschaft (Tochter der Neuen Boden)

3    Neu-Westend Aktiengesellschaft für Grundstücksverwertung

 

Der westliche Teil des Lietzensees wurde allein von der Terrain-Aktiengesellschaft Park Witzleben bebaut; der östliche Teil bis hin zur Windscheidtstraße von den drei anderen Gesellschaften.

 

Der Vertrieb der Immobilien wurde ursprünglich von der Terrain-AG Park Witzleben (westlicher Teil) sowie der Westlichen Boden-AG (östlicher Teil), später allein von der Terrain-AG Park Witzleben organisiert.





1907 hatten sich die Rücklagen auf die Hälfte des Grundkapitals kumuliert, so dass die Gesellschaft 1909 in Liquidation trat.

 

Ab 1912 wurden von der Gesellschaft keine Schlussraten mehr geleistet. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges verhinderte dann vollends die ordnungsgemäße Liquidation der Gesellschaft.

 

Die Liquidation wurde erst in den 1920er Jahren endgültig beendet. Die Gesellschaft wurde im Jahre 1924 im Handelsregister gelöscht.

 

Charlottenburg gehörte erst nach der Eingemeindung im Jahre 1920 zu Berlin.

 

Diese Gegend wurde im Zweiten Weltkrieg wenig zerstört, so dass der größte Teil der Originalbebauung erhalten ist. Die hochherrschaftlichen Häuser rund um den Lietzensee blieben zum Großteil erhalten. Durch die ruhige Lage mitten in der Stadt mit Blick auf den See lässt es sich auch heute hier gut wohnen. Am auffallendsten ist allerdings ein Hochhaus an der neuen Kantstraße, welches anlässlich der Bauausstellung 1956 neu erbaut wurde. Die Fliesen an der Außenwand bröckelten schon zehn Jahre später wieder ab.



Literatur- und Quellennachweis:

Bogon, Winfried

(digitaler Reprint November 2005, 2008 - Verlag für digitale Publikationen)

Handbuch der Deutschen Aktiengesellschaften, 1914/15 + 1925 + 1932 + 1943

 

Gutowski, Vladimir (verantwortlich für den Inhalt);

Auktionshaus Gutowski GmbH (Hrsg. + Verlag)

verschiedene Auktionskataloge,

SUPPES 2008/09 ff. Bewertungskataloge für Historische Wertpapiere, Deutschland vor / nach1945

SUPPES Special, Übersicht aller im Reichsbank-Schatz vorhandenen Papiere

 

Kähne, Volker

Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung GmbH, Berlin

Gerichtsgebäude in Berlin

 

www.lietzenseegemeinde.de


Pharus-Pläne, Nachdrucke

Scharnhorststraße 25, 10115 Berlin – Webseite www.pharus.eu

 

Wikipedia, die freie Enzyklopädie



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