Berliner Cementbau-Actien-Gesellschaft

 

Actie vom 01. März 1874

Die Gesellschaft

 

Die Gesellschaft wurde am 20.11.1872  gegründet.

Zweck war der Erwerb, die Parzellierung, Bebauung und Veräußerung von Grundstücken in Berlin und dessen Umgebung - vor 1914 auch die Ausführung von Bauunternehmungen, namentlich von Cementhäusern.

 

Der schuldenfreie Grundbesitz der Gesellschaft betrug Ende 1903 noch ungefähr 81.753 m² (5.763 qR) zum Buchwert von 543.200 Mark (= 6,64 Mark / m²). Die Grundstücke waren in Rummelsburg und Lichtenberg an der Ostbahn.


Der Aktienkurs stieg von 82,25 % im Jahre 1887 bis auf 309,25 % im Jahre 1913. Zum Ende des 10. jahrhunderst wurden darüber hinaus Dividendenzahlungen bis zu 12 % geleistet. Anscheinend also ein lukratives Geschäft, das bei den Gesellschaftsgründungen in 1872 nicht selbstverständlich war.

 

Das Geheimnis des Erfolgs war, dass im Gegensatz zu vielen anderen Aktiengesellschaften aus dieser Zeit, die Berliner Cementbau nur mit Eigenkapital arbeitete und nicht versuchte, über Hypothekendarlehen einen Hebel anzusetzen um die Erträge zu erhöhen. So konnte sie in Ruhe den jeweils günstigsten Zeitpunkt für Grundstücksverkäufe abwarten und erzielte nach der Jahrhundertwende bei den letzten Grundstücksverkäufen im Schnitt das 3-fache des Buchwertes,

 

Bereits am 26.03.1898 beschloss die Gesellschaftsversammlung die Auflösung der Gesellschaft. Die Liquidation zog sich dann über mehrere Jahrzehnte bis in die 1920er Jahre hin. Zwar wurde die Gesellschaft 1924 im Handelsregister gelöscht, aber bereits 1925 wurde die Liquidation fortgeführt. Durch das Aufwertungsgesetz wurde die Möglichkeit eröffnet, die Ansprüche aus den in der Inflationszeit entwerteten Restkaufgeldhypotheken nachträglich noch geltend zu machen. Den Aktionären wurde geraten, die bis dahin als wertlos betrachteten Aktien weiter aufzubewahren und nicht zu vernichten. Im Aktienhandbuch von 1932 ist die Gesellschaft nicht mehr aufgeführt. Auf der mir vorliegenden Aktie ist die letzte, „XIIte Rückzahlung“ im April 1912 erfolgt – insgesamt wurden für diese Aktie 160 % zurückgezahlt.

 

Die "Cement-Häuser" sind die Vorläufer der heutigen Fertighausbauten. In Berlin wurde in den 1920er Jahren bereits eine Siedlung aus vorgefertigten Bauteilen errichtet. Die Siedlung steht heute unter Denkmalschutz.

 

 

 

 

Stadtpläne und Bilder

Das Cement-Haus in der Dönhoffstraße 39 (ein Beispiel für ein Zementhaus aus der damaligen Zeit - Link zu Google Maps)

 

Ehemaliges Laboratorium des ‚Vereins deutscher Portland-Cement-Fabrikanten‘. Das 1901 für das ‚Cement-Labor‘ errichtete Gebäude (Erweiterungen 1927) diente nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst der Botschaft Algeriens, dann der Mongolei. Unter einem Garten ist ein Luftschutzraum aus dem Zweiten Weltkrieg verborgen. Heute Wohn- und Bürohaus sowie Sitz der Außenstelle des ‚Archivs der Parteien und Massenorganisationen in der DDR‘, auch eine Ausstellung über den Verein deutscher Portland-Cement-Fabrikanten ist darin zu sehen.

 

 

Literatur- und Quellenhinweise

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