Boden-Aktiengesellschaft Steglitz

Die Gesellschaft

 

Das Wichtigste vorneweg: obwohl die Gesellschaften in den ersten Jahren noch einige Grundstücksareale in Steglitz und Marienfelde erschließen und verkaufen konnte, wurde nie eine Dividende gezahlt. In den letzen Jahrzehnten wurden nur noch drei Grundstücke verwaltet.

Leider konnte ich nicht ermitteln, wo genau die Immobilien der Gesellschaft gelegen waren.

 

Die Gründung der Gesellschaft erfolgte am 12.06.1909.

 

Zweck war der Erwerb von Grundstücken aller Art sowie deren Verwaltung und Verwertung, insbesondere auch die Herstellung von Straßen, Plätzen, Baulichkeiten und sonstigen Anlagen sowie die Veräußerung im Ganzen oder in Parzellen. Neben der Tätigkeit als Terraingesellschaft tätigte die Gesellschaft auch Darlehens- und Diskont-Geschäfte.

 

Die Gesellschaft besaß rund 10,2 ha Grundstücke in Steglitz(1) am Stadtpark (Link zu Gogle Maps) sowie weitere 8,7 ha Bauland in Marienfelde an der Berliner Straße (seit 1949: Marienfelder Allee). Bis 1914 war die Gesellschaft mit der Verwertung ihrer Grundstücke recht aktiv, Teile der Areale mussten jedoch an die Gemeinden abgetreten werden - teilweise gegen Entschädigung im Enteignungswege. Die Gesellschaft erwirtschaftete aus den Grundstücksverkäufen immerhin einen Gewinn von über 200.000 Mark. Aber dann kam der 1. Weltkrieg und die Inflation Anfang der 1920er Jahre.

 

Im August 1917 wurde von der Generalversammlung eine einmalige Zuzahlung von 40 % beschlossen; gegen Umwandlung der Aktien in Vorzugsaktien und einer Sicherungshypothek auf dem Steglitzer Grundbesitz. Außerdem sollten für die Vorzugsaktien vorweg eine Dividende von 5 % geleistet werden. Bereits im August 1918 wurde dann aber der Wegfall der Dividendenzahlungen beschlossen ... und dabei blieb es. Es war von Anbeginn an kein sehr attraktives Engagement. Allerdings erhielt der Vorstand im Jahre 1925 eine Tantieme von 5 % des Gewinns; der AR erhielt eine feste Vergütung von insgesamt 5.000 Mark.

 

Bis 1925 wurde der Grundbesitz in Marienfelde und bis 1932 der restliche, nur noch geringfügige Grundbesitz in Steglitz verkauft. Bereits in 1925 erwarb die Gesellschaft neue Immobilien in Neukölln, Spandau und Pankow. Dieser Grundbesitz verblieb dann anscheinend bis zum Schluss im Eigentum der Gesellschaft. Eine Geschäftstätigkeit – außer der Verwaltung der verbliebenen Immobilien (3 Wohngebäude) - ist nicht zu erkennen.

 

Die letzte ordentliche Hauptversammlung vor Kriegsende war am 21.091943 – den Erträgen aus den Wohngebäuden in Höhe von 59 TRM stand immerhin ein Verlust von 61 TRM gegenüber.

 

Bei Kriegsende besaß die Gesellschaft noch drei Häuser in Neukölln und Pankow; sie überlebte auch diese Zeit und wurde 1956 schließlich in eine GmbH umgewandelt, sie nannte sich fortan Boden-Gesellschaft Berlin GmbH.

 

 

(1)   Zehlendorf-Steglitz: Die Landgemeinde Steglitz gehörte bis 1920 zum Kreis Teltow. Steglitz wurde erst 1920 nach Berlin eingemeindet (Link). Im Jahr 2001 wurden die bis dahin eigenständigen Bezirke Steglitz und Zehlendorf zu einem großen Bezirk vereinigt. Zu empfehlen ist ein Besuch im Restaurant Rosengarten (Link).

 

Literatur- und Quellennachweis:

 

Benecke & Rehse, Aktien-Gesellschaft für Historische Wertpapiere, Wertpapierantiquariat

Verschiedene Verkaufskataloge (Deutsche Wertpapierauktionen GmbH, DWA – Freunde Historischer Wertpapiere, F.H.W.)

 

Bogon, Winfried

(digitaler Reprint November 2005, 2008 - Verlag für digitale Publikationen)

Handbuch der Deutschen Aktiengesellschaften, 1914/15 + 1925 + 1932 + 1943

 

Gutowski, Vladimir (verantwortlich für den Inhalt);

Auktionshaus Gutowski GmbH (Hrsg. + Verlag)

verschiedene Auktionskataloge,

SUPPES 2008/09 ff. Bewertungskataloge für Historische Wertpapiere, Deutschland vor / nach1945

SUPPES Special, Übersicht aller im Reichsbank-Schatz vorhandenen Papiere

 

Siebert, Karl

Wo bin ich geblieben? (aus 1963, gemeint sind Gesellschaften)