Terraingesellschaft Stadtbahnhof Charlottenburg
Die Gesellschaft
1882 wurde die Linie der Berliner Stadteisenbahn eröffnet, die erste Viadukt-Bahn in Europa auf 731 gemauerten Viadukten vom Ostbahnhof bis zum Stadtbahnhof Charlottenburg, letzterer damals ein ländlicher Fachwerkbau einsam in der Feldmark.
Schon Jahre zurück liegende Bahnbau- und Bebauungspläne der Deutschen Eisenbahn-Gesellschaft (DEG), die hier viele Terrains aufgekauft hatte, waren stets am Widerstand der Ministerialbürokratie gescheitert. Im Wege von Zwangsversteigerungen nach dem Gründerkrach (Link zu Wikipedia) waren die Grundstücke hier stark im Wert zurückgegangen. Doch der Geheime Baurath und Architekt August Orth, der Förderer der Stadtbahn, sah hier am Stadtbahnhof den höchsten Wert aller Terrains in Charlottenburg voraus.
Nach dem Konkurs der DEG Ende 1882 erwarb die Königliche Seehandlungs-Societät bei der Zwangsversteigerung sämtliche Grundstücke um den Bahnhof Charlottenburg. 1887 verkaufte sie die Grundstücke an den Spekulanten Treichel weiter, der sie schon Anfang 1888 an das Bankhaus Born & Busse weiterreichte.
Zu dieser Zeit hielten am Fernbahnhof Charlottenburg täglich schon 114 fahrplanmäßige Züge. 1890 wurde der Bahnhofsvorplatz „Stuttgarter Platz“ getauft. Nachdem sich 1892 die Stadt Charlottenburg mit dem Eisenbahn-Fiskus wegen der Grundstücksregulierungen geeinigt hatte, ging die städtebauliche Entwicklung um den Stuttgarter Platz Schlag auf Schlag.
Das Rennen um einen großen Teil des Kuchens machte der ehrgeizige junge Bauunternehmer Alfred Schrobsdorff, der mit seiner im Jahre 1892 gegründeten „Terraingesellschaft Stadtbahnhof Charlottenburg“ vom Bankier Sigismund Born den Block 236 in Gänze erwarb. Dieser wurde in 25 bzw. 26 Parzellen aufgeteilt. Die Grundstücke liegen zwischen den Straßen
Stuttgarter Platz 13 – 19
Windscheidstraße 20 – 28
Kantstraße 93a – 100
Kaiser-Friedrich-Str. 50a – 54a
Der Kaufpreis wurde zumindest teilweise in Form von (Namens-) Aktien an den Verkäufer S. Born geleistet. Die Aktien unterzeichneten
als Aufsichtsrath: Max Winterfeld (Inh. der Berliner Handelsges.)
für den Vorstand: A. Schrobsdorff sowie H.Sinell
Nach wenigen Jahren waren die Grundstücke am Stuttgarter Platz mit herrschaftlichen Häusern von der Terraingesellschaft des Herrn A. Schrobsdorff in Form einer geschlossenen Blockrandbebauung bebaut; die restlichen Parzellen wurden gewinnbringend veräußert. Bereits Anfang 1900 trat die AG in Liquidation.
Über 137 % des Nennwertes konnte die AG bis zur letzten Rate 1903 an Rückzahlungen leisten. Die Aktien wurden bereits 1902 – nach Rückzahlungen von insgesamt 100% des Nominalwertes - durch und mit der Unterschrift des Herrn Sigismund Born auf das Bankhaus Born & Busse übertragen.
Literatur- und Quellennachweis:
30
Benecke & Rehse, Aktien-Gesellschaft für Historische Wertpapiere, Wertpapierantiquariat
Verschiedene Verkaufskataloge (Deutsche Wertpapierauktionen GmbH, DWA – Freunde Historischer Wertpapiere, F.H.W.)
Landesarchiv Berlin und Beuth Hochschule
Histo Map Berlin
290
Peus, Dr. Busso (Hrsg.)
Der Reichsbankschatz, Auktionskataloge Nr. 1 bis 5 aus 2003, 2004/2005, 2006, 2008
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