Terrain Gesellschaft Südende in Berlin

 

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Die Gesellschaft

Die Gesellschaft erwarb bei Gründung im Jahr 1889 die Grundstücke der in Konkurs geratenen Actien-Gesellschaft „Südende“ (s.u.). Nachdem das Areal parzelliert worden war, begannen die Grundstücksverkäufe.

 

Der Grundbesitz der Gesellschaft (ca. 10 ha. sowie einige Häuser) lag im Gebiet von Steglitz bzw. Schöneberg. Zeitweise wurde auch das Parkrestaurant Südende betrieben.

 

Im Jahre 1898 wurde die Liquidation beschlossen, die sich mindestens bis 1922 erstreckte. Während der Liquidation ging der Geschäftsbetrieb noch munter weiter. Ende 1906 besaß die Gesellschaft noch Grundstücksflächen in einer Größenordnung von 90.599 m². Durch Verkäufe wurden in den Jahren 1907 bis 1912 noch Gewinne von ca. 140.000 Mark erzielt. Danach befanden sich immer noch Terrains mit einer Größe von knapp 80.000 m² im Eigentum der Gesellschaft. Im Jahr 1913 sollte mit der Erschließung des Schöneberger Südgeländes (später Steglitz) begonnen werden. Man erhoffte sich dadurch bessere Verkaufschancen für die einzelnen Grundstücke.

 

Zu einer Legende wurde der damalige Biergarten „Paresü“ (Parkrestaurant Südende), direkt gegenüber dem S-Bahnhof Südende. Das war sicherlich die Lokalität, die von der Terrain Gesellschaft Südende bis 1906 selbst bewirtschaftet wurde; erst ab 01.01.1907 wurde es auf längere Zeit verpachtet. Er besaß 2.000 Sitzplätze im Freien und einen Bootsverleih am nahen Hambuttenpfuhl. Aus ganz Berlin kamen die Vergnügungssüchtigen. Zur damaligen Zeit war es durchaus üblich, sein Essen selbst mitzubringen und lediglich die Getränke vor Ort zu kaufen. Heute gibt es den Biergarten nicht mehr; die Teiche sind vermodert und mit Zäunen umschlossen, das Gelände kann nicht betreten werden Auf dem Gelände des ehemaligen Paresü hat ein Lidl-Markt im wohlbekannten, immer wieder überraschenden Design eröffnet.

Die Liquidationsraten - aus 12 Zahlungen - betrug insgesamt 232 %. Auf der Vorderseite und Rückseite der Aktie befinden sich jeweils sechs Rückzahlungsstempel. Die letzte Liquidationsrate wurde am 22.09.1922 ausgezahlt – allein von 1921 bis 1922 wurden je Aktie noch 1.510 Mark ausgeschüttet. Allerdings war die Inflation schon deutlich zu spüren Am 21.10.1922 betrug das Briefporto bereits 6,00 Mark, der Dollarkurs lag bei 4.430 Mark. Ein Jahr später, am 03.11.1922, auf dem Höhepunkt der Inflation lag das Briefporto bei 100 Mio. Mark.

 

Ende 1922 sollte dann die Löschung im Handelsregister veranlasst werden, weil der letzte Vermögenswert in einer Restkaufgeldhypothek bestand, die nicht einmal eine Ausschüttung an die Aktionäre ermöglichte.

 

Die Gesellschaft ist nicht identisch mit der Actien-Gesellschaft „Südende“. Von der Gesellschaft ist leider nur noch eine Aktie bekannt; sie wurde 2008 versteigert.

 

 

Der frühere Ortsteil Südende (heute ein Teil von Steglitz)

Das Gelände der Gesellschaft „Südende“ liegt um den gleichnamigen S-Bahnhof Südende am Steglitzer Damm im heutigen Bezirk Steglitz, etwas südlich von Schöneberg.

 

Die Geschichte des damaligen Ortsteils Südende begann am 26.08.1872 mit einem Kaufvertrag zwischen der Actien-Gesellschaft „Südende“ (Vorgängergesellschaft) und zwei Mariendorfer Bauern (sie gehörten danach sicherlich zu den Berliner „Millionenbauern“) über ein 87 Hektar (870.000 m²) großes Areal. Schon damals warb die Gesellschaft mit der „verkehrsgünstigen Lage“ um Bewohner. Die Dresdner Bahn wurde 1875 gebaut. Auf dieser historischen Strecke liegt der nach der Wende im Jahr 1996 wiedereröffnete S-Bahnhof Südende.

 

Typisch für den noblen Vorort von Berlin, der 1920 dem Bezirk Steglitz zugeteilt wurde, waren Häuser wie die heutige „Leo-Borchardt-Musikschule“ an der Grabertstraße. Das 1873 erbaute Gebäude ist fast der einzige Prachtbau der den verheerenden Bombenangriff vom 23.08.1943 überstand. Gut 80 % der alten Bausubstanz wurde damals zerstört.

 

Das Areal gehörte ursprünglich zu Mariendorf. Der Name mit dem „Dorf“ war aber nicht fein genug und man nannte das gesamte Areal künftig „Südende“. Den Ortsteil Mariendorf von Tempelhof gibt es noch heute; von „Südende“ blieb nur der Name des S-Bahnhofs. Seit 1960 ist „Südende“ kein eigenständiger Ortsteil … aber dafür liegt das Areal im noblen Steglitz-Zehlendorf.

 

 

Literatur- und Quellennachweis:

Bogon, Winfried

(digitaler Reprint November 2005, 2008 - Verlag für digitale Publikationen)

Handbuch der Deutschen Aktiengesellschaften, 1914/15 + 1925 + 1932 + 1943

 

Evert, Hans-Jörg

Berliner Morgenpost vom 25.08.1997

 

Gutowski, Vladimir (verantwortlich für den Inhalt);

Auktionshaus Gutowski GmbH (Hrsg. + Verlag)

verschiedene Auktionskataloge,

SUPPES 2008/09 ff. Bewertungskataloge für Historische Wertpapiere, Deutschland vor / nach1945

SUPPES Special, Übersicht aller im Reichsbank-Schatz vorhandenen Papiere