Kreditanstalt für Verkehrsmittel A.G. Berlin

.

...

 

Die Gesellschaft

Die Gesellschaft wurde am 11.04.1924 gegründet.

 

Zweck war die Finanzierung von Lieferungen von rollendem Material, von motorisch betriebenen Fahrzeugen für industrielle, gewerbliche und landwirtschaftliche Zwecke und von sonstigen Verkehrsmitteln aller Art sowie Erwerb und Betrieb von dem allgemeinen Verkehr dienenden Unternehmungen.

 

Die Gesellschaft sowie die meisten ihrer Tochtergesellschaften domizilierte zuerst

                 am Kurfürstendamm 206/207

                 und später in der Kronenstraße 11.

 

Nur in den Jahren von 1926 bis 1928 wurden Dividenden in Höhe von jeweils 8 % ausgeschüttet.

Zwischen der Kreditanstalt für Verkehrsmittel, deren verbundenen Gesellschaften, der Dresdner Bank (Link) und Schweizer Banken und Investoren müssen enge Verbindungen und Abstimmungen bestanden haben.

 

Das Kreditvermittlungsgeschäft wurde Ende der 1920er Jahre „zweckmäßig abgetrennt“ und auf die eigene Tochtergesellschaft Discont-Credit AG in der Schweiz übertragen. Die Gesellschaft konzentrierte sich nur noch auf die langfristige Abwicklung ihrer Engagements von Grundstücken und Parzellierungen.

 

Dazu erklärte der Direktor der Gesellschaft, Ernst Leipziger, "dass man die Grundstücksgeschäfte ohne Genehmigung des Aufsichtsrates eingegangen sei, um hiermit einen Ausgleich für im Abzahlungsgeschäft eingetretenen starke Verluste zu finden". Durch die Gründung und den Erwerb von Grundstücksgesellschaften weitete die Kreditanstalt zusammen mit der Dresdner Bank ihr Immobilienmanagement deutlich aus. Dazu gehörten neben den im Folgenden dargestellten Gesellschaften die

  • Süd-Berliner Bodenaktiengesellschaft,
  • „Guvag“ Gutsverwaltungs- und Verwertungs-AG,
  • „Domag“ Häuser und Güter-AG,
  • „Grundag“ Grundstückserwerbs-AG,
  • Märkische Wochenendgesellschaft mbH.

Danach blieb aufgrund der Weltwirtschaftskrise anno 1929, riskanten Geschäften mit Partnern in der Schweiz und nicht zuletzt der ungewöhnlichen und nicht immer koscher Geschäftspraktiken und Entscheidungen der Geschäftsführer nur noch die Liquidation. Das ging so weit, dass die Geschäftsführer der Kreditanstalt im Jahr 1930 die folgende Erklärung abgeben mussten:

Wir, die unterzeichneten Vorstandsmitglieder der Kreditanstalt für Verkehrsmittel Aktiengesellschaft verpflichten uns hiermit und versichern, für die Kreditanstalt für Verkehrsmittel A.-G. bezw. deren Tochtergesellschaften keinerlei neue Verbindlichkeiten einzugehen und bestehende Verbindlichkeiten nicht abzuändern, ohne dass Herr Direktor Hesse (*) vorher seine Einwilligung erteilt hat. Wir sind uns bewusst, dass wir für jede Verletzung dieser Verpflichtung in vollem Umfang regresspflichtig sind.

 

Berlin, den 21.01.1930

Wilhelm Oeding, Müller, Leipziger

 

(*) Anmerkung: Herr Walter Hesse vertrat die Interessen der Dresdner Bank.

 

Im Geschäftsjahr 1930 hat die Gesellschaft tatsächlich keine neuen Geschäfte getätigt; sie hat sich in erster Linie auf die Abwicklung der bestehenden Engagements konzentriert. Trotzdem blieben aufgrund der wirtschaftlichen Situation Verluste nicht aus. Und die General-versammlung musste am 29.09.1931 die Liquidation der Gesellschaft beschließen. Zum Liquidator der Gesellschaft wurde Herr Hesse bestellt.

 

Weitere Gesellschaften, die mit der Kreditanstalt für Verkehrsmittel zumindest zeitweise verbunden waren:

 

Unklar ist, wann die AG für Industrie-Unternehmungen am Friedrichshain – Berlin (Link) erworben wurde. Hinter dem Namen verbarg sich zumindest seit Ende der 1920er Jahre eine reine Immobiliengesellschaft. Die Gesellschaft besaß eine Immobilie in der Straße Am Friedrichshain 16 – 23 und im Grunewald die attraktive Villa Konschewski im Gottfried-von-Cramm-Weg 33-37. Die Gesellschaft arbeitete in den Jahren 1927/1928 noch mit Gewinn – aber auch nur bis zur Weltwirtschaftskrise, danach häuften sich die Verluste.

 

Allerdings konnte die Gesellschaft noch mit einem Buchgewinn an die Dresdner Bank verkauft werden.

 

Die Deutsche Ansiedlungsbank (Link) wurde 1929 von einem deutsch-schweizerischen Konsortium unter tätiger Führung der Kreditanstalt für Verkehrsmittel AG übernommen. Immerhin arbeitete die Gesellschaft, anders als die Kaiser-Keller AG, recht erfolgreich. Sie hatte in den Jahren 1926 bis 1929 Dividenden in Höhe von jeweils 7 %, 1931 sogar 8 % ausgeschüttet. Im Dritten Reich kam Sie unter den Einfluss von Heinrich Himmler und war zuletzt mit der Beschaffung von Ersatzflächen für Umsiedler, Flüchtlingen aus den ehemaligen Ostgebieten beschäftigt.

 

Im September 1929 wurde in der Presse kolportiert, dass die Kreditanstalt für Verkehrsmittel die Kaiser-Keller AG (Link) erwerben wolle. Ursprünglich war ein Schweizer Konsortium am Erwerb der Kaiser-Keller AG interessiert, wobei es anscheinend mehr um das Grundstück in Ia-Lage in Berlin-Mitte als um das Hotel selbst ging. Nachdem die Schweizer im letzten Moment vom Erwerb der Immobilie absahen, erwarb die Kreditanstalt selbst den Komplex – trotz der zu dieser Zeit wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Hotelbetriebs.

 

Der Bewirtschaftung des Hotels war bedingt durch die Nachwirkungen der Inflation und die Hauszinssteuerhypothek meist defizitär. Eine leichte Erholung wurde durch die Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929 zunichte gemacht.

 

Literatur- und Quellennachweis

Bähr, Johannes, Schneider, Andrea H.

Herausgeber: Piper Verlag GmbH, Erscheinungsjahr 2006

Teilzahlung im Wandel:

Von der Kreditanstalt für Verkehrsmittel AG zur Diskont und Kredit AG 1924-1951

 

Bogon, Winfried

(digitaler Reprint November 2005, 2008 - Verlag für digitale Publikationen)

Handbuch der Deutschen Aktiengesellschaften, 1914/15 + 1925 + 1932 + 1943