Neue Berliner Baugesellschaft

Neue Boden-Aktiengesellschaft

 

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Die Gesellschaft

Die Gesellschaft wurde im Jahre 1893 gegründet und firmierte bis 1901 als

Neue Berliner Baugesellschaft.

 

1901  übernahm die Gesellschaft sämtliche Aktiva der

          Deutschen Grundschuldbank i.L. und Umbenennung in

          Neue Boden-Aktiengesellschaft.

 

Zweck: Erwerb und Verwertung von Liegenschaften aller Art sowie von Hypotheken und Grundschulden und Betrieb aller hiermit in Verbindung stehenden Hilfs- und Nebengeschäfte. Die Gesellschaft war insbesondere befugt, die Verwertung der Grundstücke im Ganzen oder in Parzellen vorzunehmen, Straßen, Baulichkeiten oder sonstige Anlagen herzustellen. Zusätzlich durfte die Gesellschaft auch Bankgeschäfte wahrnehmen. Sie hatte Beteiligungen an diversen in Berlin, München, Hamburg und Königsberg arbeitenden Terraingesellschaften.

Die Neue Berliner Baugesellschaft war ursprünglich eine ziemlich kleine und unbedeutende Gründung mit nur 150.000 Mark Grundkapital. Initiator war die noch heute im Baugeschäft bekannte "Spielhagengruppe". Die Gesellschaft beschäftigte sich bis zur Jahrhundertwende mit kleineren Projekten, hauptsächlich mit Hausgrundstücken und kleineren Bauprojekten. Der große Wurf gelang erst

1901, als sie die Konkursmasse der Deutschen Grundschuldbank in  

Liquidation übernahm. Diese Erwerbung brachte einerseits eine Reihe von Liegenschaften und jede Menge hypothekarische Aktiva mit sich und andererseits einige Beteiligungen der Bank - hier vor allem die Aktiengesellschaft für Grundbesitz und Hypotheken-verkehr, die etliche Grundstücke und entsprechende Beteiligungen in die Gesellschaft einbrachte.

 

Für diese Übernahme emittierte die Neue Boden AG im Jahre

1901  zwei Anleihen (Teilschuldverschreibungen) über nominal

26 Mio. Mark. Darüber hinaus wurden über etwa den gleichen Nominalbetrag (25,6 Mio. Mark) neue Aktien ausgegeben. Sowohl die Aktien als auch die Schuldverschreibungen wurden teilweise an die Altaktionäre der Deutschen Grundschuldbank ausgegeben; die Wertpapiere wurden mit Altbesitz gestempelt.

 

In der

1901  gegründeten Vereinigung von Aktionären der Neuen Boden AG

(Link) befanden sich Mitglieder (Firmen und Personen), deren bisheriger Besitz von Realobligationen der Deutschen Grundschuldbank AG nicht zum Tausch in volle Aktien der Neuen Boden AG ganz oder auch zum Teil zugelassen wurden und die deshalb zur Wahrnehmung ihrer Rechte bzw. zur Verwertung ihrer Aktien-Anteile zu einer Vereinigung zusammentraten. Gemäß der Satzung der Vereinigung bekamen sie die Certificate ausgehändigt. Zweck der Vereinigung war die Verwaltung und Verwertung der Aktienanteile.

 

Die Folgejahre brachten eine gewaltige Expansion mit sich. Die Gesellschaft beteiligte sich oder (mit-) begründete mehr als ein Dutzend Gesellschaften. Die Wichtigsten waren:

1903 Mitbegründung der

Westliche Boden-Aktiengesellschaft zu Berlin (Link),

der sie die Terrains am Kurfürstendamm und am Hohenzollerndamm überließ;

1904  Beteiligungen an  

Nordpark Terrain AG  (Link)

Prenzlauer Allee Terrain AG

Terraingesellschaft AG Berlin-Mariendorf

Boden-AG am Amtsgericht Pankow (Link)

Boden-AG Berlin Nord    (Link)

 

1905  besaß die Gesellschaft 112 Häuser über das gesamte Berliner Gebiet

verteilt sowie Terrains in Pankow, Charlottenburg, Neu-Westend u.v.a.m. Schließlich erwarb sie im Jahre

1907  zusammen mit der

                   Neu-Westend Aktiengesellschaft für Grundstücksverw. (Link)

einen Komplex benachbart zur

                   Terrain-Aktiengesellschaft Park Witzleben (Link).

 

Der Vertrieb der Immobilien erfolgte ursprünglich auch durch ihre

Tochtergesellschaft, die

                   Westliche Boden-Aktiengesellschaft zu Berlin,

                   später allein durch die

                   Terrain-Aktiengesellschaft Park Witzleben.

 

Auch die Neue Boden AG blieb nicht von der Rezession in 1914 verschont - zwischen 1914 und 1918 wurden bereits keine Zinsen mehr bezahlt; im Jahre

1918  musste die Gesellschaft saniert werden. Dies geschah durch

wahlweise Zuzahlung mit der Umwandlung in Vorzugs-Aktien oder Zusammenlegung der Stamm-Aktien.

 

Nach der Inflationszeit ging es ihr einige Jahre wieder recht gut, bis

1927  ein Großaktionär auf den Plan trat: Jacob Schapiro (*1885 1942,

Schapiro war ein Autohändler, Taxiunternehmer und Börsenspekulant, in den 1920er Jahren war er auch zeitweise Großaktionär von Daimler Benz). Angeblich soll er die Gesellschaft mit privaten Verlusten belastet haben, wie es in einem SALING-Kommentar heißt. Dies soll zu Zusammenbruch der Neuen Boden AG geführt haben. Hier sei Vorsicht geboten, denn auch der "SALING" stand 1933 unter nationalsozialistischer Kontrolle ... aber es passt zu seinen sonstigen Aktivitäten. Ab

1932  befand sich die Gesellschaft in Abwicklung, das Zwangsverfahren

wurde aufgehoben und die ersten Liquidationsraten ausgeschüttet.

Hauptgläubiger waren die Inhaber der Schuldverschreibungen.

Am 07.03.1933 wurde das Konkursverfahren eröffnet. Auf den Papieren ist teilweise der

folgende Hinweis:

                        Konkurs: NEUE BODEN-A.-G. i.Liqui.

                        40. N. 53.33 [unterschiedliche Angaben]

                        Tabelle ....... Nummer .........

                        Festgestellt auf ..... RM ..... Rpf.

                        Bln.-Charlottenburg 1, den 3. Mai 1934

 

Die letzte ordentliche Hauptversammlung fand am 03.03.1941 statt.

 

Die Firma wurde erst am 22.06.1959 nach Beendigung der Nachtragsabwicklung endgültig gelöscht.

 

Literatur- und Quellennachweis

Bogon, Winfried

(digitaler Reprint November 2005, 2008 - Verlag für digitale Publikationen)

Handbuch der Deutschen Aktiengesellschaften, 1914/15 + 1925 + 1932 + 1943

 

Gutowski, Vladimir (verantwortlich für den Inhalt);

Auktionshaus Gutowski GmbH (Hrsg. + Verlag)

verschiedene Auktionskataloge,

SUPPES 2008/09 ff. Bewertungskataloge für Historische Wertpapiere, Deutschland vor / nach1945

SUPPES Special, Übersicht aller im Reichsbank-Schatz vorhandenen Papiere

 

Peus, Dr. Busso (Hrsg.)

Der Reichsbankschatz, Auktionskataloge Nr. 1 bis 5 aus 2003, 2004/2005, 2006, 2008

 

Siebert, Karl

Wo bin ich geblieben? (aus 1963, gemeint sind Gesellschaften)

 

Tschöpe, Auktionshaus